1. Nachrichten
  2. Finanzen
  3. Wirtschafts-News
  4. Deutschland hat auf dem Papier jetzt mehr Arme als Polen - ein linkes Spiel

Kommentar von Hugo Müller-Vogg: Deutschland hat auf dem Papier jetzt mehr Arme als Polen - ein linkes Spiel
  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Eine Teilnehmerin hält in Stuttgart zu Beginn der landesweiten Aktionswoche «Armut bedroht alle» ein beschriftetes Papier.
Marijan Murat/dpa/Symbolbild Eine Teilnehmerin hält in Stuttgart zu Beginn der landesweiten Aktionswoche «Armut bedroht alle» ein beschriftetes Papier.
  • FOCUS-online-Autor

Keine Frage: Armut gibt es auch in Deutschland. Doch ziemlich einzigartig ist aber, wie einflussreich die linke Armutsindustrie hierzulande agiert. Die grotesken Folgen davon, können wir jetzt sehen.

In jeder Gesellschaft gibt es Arme. Fragt sich nur, wie man Armut misst. Laut Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, gaben 2021 4,6 Prozent aller Deutschen an, nur unter großen Schwierigkeiten mit ihrem Geld auszukommen.

Demnach hat Deutschland nach Finnland, den Niederlanden und Schweden die wenigsten Armen. Das ist eigentlich ein zufriedenstellender Wert. Allerdings ist die Selbsteinschätzung, ob man arm ist oder nicht, kein objektiver Maßstab. 

Ganz anders sieht es aus, wenn man die „Armutsgefährdungsquote“ zum Maßstab nimmt. Danach waren im Jahr 2022 16,8 Prozent der hier Lebenden armutsgefährdet, 14,2 Millionen Menschen. Damit liegt Deutschland innerhalb der EU im Mittelfeld.

Armutsbericht: Plötzlich hat Deutschland mehr Arme als Tschechien oder die Slowakei

Was noch viel überraschender ist: Nach dieser Statistik gibt es in Tschechien, Ungarn und Slowenien die wenigsten Armen. In Polen und der Slowakei gibt es auf dem Papier ebenfalls weniger Armut als im reichen Deutschland.

Da stellt sich die Frage, wie aussagekräftig die „Armutsgefährdungsquote“ eigentlich ist. Diese beruht auf dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Dabei wird jährlich zirka ein Prozent aller Haushalte in Deutschland befragt.

Als armutsgefährdet gilt demnach, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (einschließlich aller Sozialleistungen) zur Verfügung hat. Bei einem Single ohne Kinder liegt die „Armutsschwelle“ bei weniger als 1183 Euro im Monat, bei einer Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren bei 1542 Euro verfügbarem Einkommen.

Diese Armutsgefährdungsquote wird auch international am häufigsten zur Feststellung der sozialen Lage verwendet. Doch weist dieser Maßstab erhebliche Schwächen auf.

Zunächst einmal sind die 60 Prozent willkürlich gewählt. Die Grenze könnte auch bei 65 oder 55 Prozent liegen. Doch haben sich die Armutswissenschaftler aller Länder nun mal auf 60 Prozent geeinigt.

600 Euro Rente oder 600 Euro Bafög - die Statistik schmeißt alles in einen Topf

Bei der Ermittlung der Quote spielt keine Rolle, aus welcher Quelle jemand sein Einkommen bezieht. Ein Rentner mit gerade mal 600 Euro zählt zweifellos zu den Armen. Studenten oder Auszubildende mit 600 Euro Bafög werden sich selbst dagegen nicht als arm bezeichnen. Für die Statistiker macht das keinen Unterschied.

Unberücksichtigt bleibt auch das Vermögen. So können Rentner mit ihrem laufenden Einkommen in der Nähe oder unter der „Armutsgrenze“ liegen, obwohl sie in den eigenen vier Wänden leben.

Noch gravierender ist ein anderer Faktor bei der Berechnung der Quote. Das mittlere Einkommen besagt, dass genau die Hälfte der in Deutschland Lebenden mehr oder weniger als dieses „Medianeinkommens“ zur Verfügung hat.

Das bedeutet: Wenn jeder plötzlich das Doppelte bekäme wie jetzt – der Manager wie der Bafög-Empfänger, der Facharbeiter wie der Bezieher von Grundsicherung – würde sich das mittlere Einkommen logischerweise verdoppeln.

In diesem Fall hätten alle deutlich mehr Geld in der Tasche. Nur die Zahl der „Armen“ mit weniger als 60 Prozent bliebe gleich.

Grotesk! Würden Millionäre auswandern, hätten wir weniger Arme

Dasselbe gilt übrigens auch umgekehrt: Eine Halbierung sämtlicher Bezüge würde uns alle ärmer machen, jedoch nichts an der Quote ändern.

Würden hingegen die hier lebenden Einkommensmillionäre auswandern, reduzierte sich das mittlere Einkommen und damit die Zahl der „Armen“. Tatsächlich ginge es diesen aber um keinen Deut besser.

Die „Armutsgefährdungsquote“ misst also keineswegs die absolute „Armut“, sondern die relative. Mit folgendem Ergebnis: In den Ländern, in denen alle mehr oder weniger gleich arm sind, ist die Quote geringer als in einem Land wie Deutschland, in dem es deutliche Unterschiede zwischen hohen und niedrigen Einkommen gibt.

Nur deshalb kann es im internationalen Vergleich zu so grotesken Ergebnissen kommen, dass es in der „reichen“ Bundesrepublik deutlich mehr „Arme“ geben soll als in ehemaligen Ostblockstaaten mit einer deutlich geringeren Wirtschaftskraft und einem weniger leistungsfähigen Sozialsystem.

Florierende Armutsindustrie: Sozialverbände, Professoren, Genossen und linke Grüne

Die Art und Weise, wie hierzulande Armut gemessen wird, ist also höchst ungenau. Doch wird die sogenannte Armut gerne als Begründung für höhere Steuern oder die Einführung einer Vermögensabgabe herangezogen.

Dabei spielt die Armutsindustrie eine wichtige Rolle. Sie ist ein teilweise staatlich finanziertes Konglomerat: Sozialverbände und soziale Initiativen, Inhaber von Lehrstühlen für Armutsforschung, Linkspartei, linker Flügel der SPD und Teile der Grünen.

Diese armutspolitische Interessengemeinschaft agiert mit freundlicher Unterstützung vieler Medien, angeführt von den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Und sie tut das durchaus mit Erfolg in Bezug auf ihre öffentliche Wirkung.

Die „Armutsgefährdungsquote“ soll eigentlich anzeigen, wie hoch der Anteil derer ist, die in Armut abzurutschen drohen. Denn Armutsgefährdung ist etwas anderes als Armut.

Das Lied von Verelendung und Verarmung wird gerne angestimmt

Sozialverbände und Sozialpolitiker des links-grünen Spektrums sprechen jedoch grundsätzlich nur von Armut. Der Ton macht hier die Musik; in diesem Fall wird hier das Lied von Verelendung und Verarmung angestimmt – und vielfach geglaubt.

Es fällt aus, dass diese internationalen Vergleiche bei der „Armutsquote“ weitgehend ignoriert werden. Schließlich lässt sich kaum vermitteln, dass Länder mit einem deutlich niedrigeren Lebensstandard als Deutschland eine niedrigere Armutsgefährdungsquote aufweisen als wir.

Tschechien, Polen oder Ungarn haben, um es im Sprachgebrauch der Armutsindustrie zu formulieren, weniger Arme als wir. In Wirklichkeit ist die „Armut“ dort nur gleichmäßiger verteilt.

Man stelle sich das Erstaunen des Publikums vor, wenn in den „Tagesthemen“ oder im „heute journal“ nach einem Bericht über die neueste „Armutsquote“ hinzugefügt würde, „innerhalb Europas ist die ‚Armut‘ in Tschechien am geringsten.“ Da würde mancher Zuschauer meinen, er wäre in eine Comedy-Sendung geraten.

Finanzen Newsletter
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffen
Hier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten.
Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder
Zum Thema
Jürgen Drews klagt über Mini-Rente: Mickie Krause stellt Schlager-Kollegen bloß

„Wenn man nicht in die Rentenkasse einzahlt“

Jürgen Drews klagt über Mini-Rente: Mickie Krause stellt Schlager-Kollegen bloß

Geiselnahme in Café in Ede ist beendet - Polizei nimmt Mann fest

Großeinsatz in den Niederlanden

Geiselnahme in Café in Ede ist beendet - Polizei nimmt Mann fest

Hier gibt es die Ostergottesdienste live im TV und Stream

Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag

Hier gibt es die Ostergottesdienste live im TV und Stream

Kommentare
Teilen Sie Ihre Meinung
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit.
Teilen Sie Ihre Meinung
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Let's Dance: Ann-Kathrin Bendixen und Valentin Lusin müssen gehen

Llambi blamiert sich

"Let's Dance": Ann-Kathrin Bendixen und Valentin Lusin müssen gehen

Anne Hathaway und eine unwahrscheinliche Liebe: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

Anne Hathaway und eine unwahrscheinliche Liebe: Das sind die Streaming-Tipps der Woche