Italien:Ziegen zu verschenken

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Wilde Ziegen gibt es auf den italienischen Inseln zur Genüge. Sie einfach mitnehmen? Das Angebot dürfte Tiefreunde ins Herz treffen. (Foto: Giorgio Mesturini/mauritius images/CuboImages)

Auf der kleinen italienischen Insel Alicudi möchte man die Tiere gerne loswerden. Die Sache hat allerdings einen Haken.

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Nein, nein, nein, Tiere verschenkt man nicht. Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit - und zu Ostern für den Spezialfall Kaninchen im Nest - ist der eindringliche Appell der Tierschutzverbände zu vernehmen. Mit absolut nachvollziehbaren Argumenten: Ein Tier ist ein Lebewesen und keine Ware, das bedeutet Verantwortung, das entscheidet man nicht mal eben so spontan, sondern im besten Falle wohlüberlegt und gut informiert.

Umso bemerkenswerter ist, was aktuell gerade an Gratis-Tieren im Angebot ist. Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi bietet per Zeitungsinterview 20 000 Elefanten zur Übersiedlung nach Deutschland an. Und auf der italienischen Insel Alicudi sind Ziegen zu haben. Man könne sie anstelle eines Straßenhundes oder einer streunenden Katze adoptieren, so ist zu lesen. Ein Angebot, das tierliebende Italienreisende und italophile Tierfreunde mitten ins Herz treffen dürfte.

Alicudi gehört zu den Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien, ein hübsches Eiland weit abseits der großen Touristenströme. Kreisrund, gerade mal fünf Quadratkilometer groß, mit einem 600 Meter hohen erloschenen Vulkan in der Mitte, ein Berg mitten im Meer, an dessen Hängen Heidekraut in großen Büschen wächst. Straßen gibt es nicht, Autos logischerweise auch nicht, steile Treppenwege führen zu den Häusern der etwa 100 Inselbewohner.

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Ziegen gibt es deutlich mehr, 600 nämlich. Und genau das ist das Problem. Es seien zu viele, klagt Riccardo Gullo, der Bürgermeister: Sie fressen sich durch die Gemüsegärten, beschädigen Wassertanks und Trockenmauern. Und so richtig heimisch auf der Insel seien sie ohnehin nicht: Vor 20 Jahren erst wurden sie eingeführt, ein paar büxten ihren Besitzern aus - der Anfang der nun unerwünschten Wildziegenpopulation.

Deshalb will man sie loswerden und hat dies in einer höchst offiziellen Bekanntmachung verkündet. Wer Interesse hat, kann sich per Mail melden. 16 Euro Gebühr werden dafür fällig, die Tiere selbst gibt es kostenlos, aber nicht umsonst: Einfangen und von der Insel wegbringen muss man sie nämlich selbst - und spätestens hier wird klar, dass sich das Angebot wohl doch weniger an Urlauber richtet, die einem darbenden Straßentier ein neues glückliches Zuhause bereiten wollen, als an jene, die von Berufs wegen häufiger mal Ziegen bei den Hörnern packen. Wobei: Im Urlaub eine Ziege mit dem Lasso zu fangen, sie im Ruderboot zu verschiffen, um das streng riechende Tier im neuen Bulli mit nach Hause zu nehmen, das wäre doch mal ein wirklich unvergessliches Erlebnis.

Die Liparischen Inseln sind aber auch ohne Gratis-Ziegen eine Reise wert. Nicht nur, aber auch in Sachen Souvenir. Die Kapern von dort gelten als die besten der Welt. Und sie lassen sich deutlich einfacher einfangen und transportieren als gehörnte Paarhufer.

Die Autorin reist am liebsten mit kleinem Handgepäck. Mitbringsel darf man daher von ihr nicht erwarten. Und Ziegen erst recht nicht. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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