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Autor spricht über Messerattacke Rushdie: "Dieser Typ war kein besonders guter Attentäter"

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Rushdie ist seit dem Attentat auf dem rechten Auge blind.

Rushdie ist seit dem Attentat auf dem rechten Auge blind.

(Foto: IMAGO/Panama Pictures)

Mit seinem Buch "Die satanischen Verse" macht sich Salman Rushdie zum Erzfeind militanter Islamisten. Vor zwei Jahren wird der Schriftsteller auf offener Bühne von einem Messerangreifer attackiert. Mit dem Magazin "Stern" spricht der 76-Jährige über die Folgen des Attentats.

Der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie wurde im August 2022 bei einer Messerattacke schwer verletzt. Seitdem ist der 76-Jährige auf dem rechten Auge blind. Nach dem Attentat, während einer Vorlesung im US-Bundesstaat New York, habe er sich lange nicht selbst im Spiegel angeschaut, sagt Rushdie nun im Interview mit dem "Stern".

"Meine Frau hat mir das lange verboten. Sie hatte mich von den ersten Tagen meiner Genesung an zwar fotografiert, mir die Bilder aber nie gezeigt." Erst zweieinhalb Monate nach dem Anschlag habe er diese Fotos gesehen. "Als ich es mir ansah, war ich sehr schockiert." Rushdie blickt in dem Gespräch abgeklärt auf seine Situation. "Das Attentat und seine Folgen haben mich nicht stärker gemacht, es hat mich schwächer gemacht", sagt er dem Magazin. "Ich muss bei Dingen vorsichtig sein, bei denen ich nie vorsichtig sein musste. Ob ich es eine Treppe rauf und runter schaffe, zum Beispiel."

"Habe ein zweites Leben geschenkt bekommen"

Trotzdem verspüre er ein großes Glück darüber, "am Leben zu sein, weil ich es nicht mehr unbedingt sein sollte. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen. Dieser Typ war kein besonders guter Attentäter, das war mein Glück. Doch er war verdammt nah dran, mich umzubringen."

In der sogenannten Cancel-Culture sieht Rushdie eine große Gefahr für die Meinungsfreiheit. "Wenn du dir beim Schreiben Gedanken machst, ob du etwas sagen darfst oder nicht, dann bist du nicht frei." Er mache sich große Sorgen um Autoren, die gerade erst mit dem Schreiben beginnen würden, führt der Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels aus. "Es gibt keine andere Möglichkeit, Schriftsteller zu sein, als über Menschen zu schreiben, die nicht so sind wie man selbst." Junge Autoren müssten dann aber immer den Vorwurf der "kulturellen Aneignung" fürchten.

"Sage und schreibe, was ich denke"

Rushdie betont: "Wenn du nur über Menschen schreiben darfst, die so sind wie du, ist die Kunst des Romans tot." Er selbst fühle sich nicht eingeschränkt darin, was er sage oder schreibe. "Ich kann zum Glück sagen: Fuck off. Ich sage und schreibe, was ich denke. Und wenn das jemandem nicht passt, dann ist das halt so."

Geboren wurde Rushdie 1947 in Mumbai. Am King's College in Cambridge studierte er Geschichte. Seinen Durchbruch als Autor hatte er 1981 mit dem Roman "Mitternachtskinder". Sieben Jahre später veröffentlichte Rushdie sein Buch "Die satanischen Verse", wodurch sich einige Muslime in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlten. Irans Revolutionsführer Ajatollah Khomeini erließ sogar ein islamisches Rechtsgutachten, das zur Tötung Rushdies und all derer aufrief, die an der Verbreitung des Buches beteiligt waren.

Quelle: ntv.de, jpe

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