Wirtschaftsbosse fordern Mehrarbeit: Sind wir etwa nicht fleißig genug?

Wirtschaftsbosse fordern, die Arbeitszeit in Deutschland nach oben zu schrauben

Wirtschaftsbosse fordern, die Arbeitszeit in Deutschland nach oben zu schrauben

Foto: Photothek via Getty Images

Hilft nur Mehrarbeit gegen den Kollaps des Sozialstaats?

Die Sozialkassen kämpfen mit immer neuen Milliarden-Löchern. Für die Arbeitnehmer heißt das: Ihre Beiträge für Rente, Gesundheit, Pflege knallen in den nächsten Jahren richtig rauf. Schon zum Jahreswechsel droht bei den Krankenkassen ein Teuer-Schock. Folge: weniger Netto auf dem Lohnzettel.

Experten mahnen harte Reformen an – und fordern die Bürger auf: Alle müssen mehr arbeiten, um den Sozialstaat zu retten!

„Wir brauchen eine Steigerung der Arbeitsstunden von den Menschen, die bereits hier arbeiten“, so Arbeitgeber-Boss Rainer Dulger (60) beim FDP-Wirtschaftskongress. Und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing (53) mahnt: „Was sich ändern muss, ist die Haltung zur Arbeit, der unbedingte Wille zu arbeiten.“

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (60)

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (60)

Foto: BILD Fotoservice

Arbeitsappell der Bosse! Was bringt es, wenn alle mehr ranklotzen?

Fest steht: Die Deutschen sind international Faulenz-Meister. Im Schnitt arbeitet ein Beschäftigter nur 25,8 Stunden/Woche. Schlusslicht unter den wichtigsten Ländern weltweit (OECD).

Gründe u. a.: Tarifverträge mit relativ niedriger Wochenarbeitszeit (35- oder 36-Stunden-Woche). Außerdem arbeiten rund zwölf Millionen Deutsche in Teilzeit (neun Mio. Frauen, knapp drei Mio. Männer). Ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2010.

In anderen EU-Staaten und USA wird dagegen deutlich länger gearbeitet (s. Grafik).

Statistik: So wenig arbeiten die Deutschen im Vergleich – Infografik

▶︎ Für Holger Schäfer (55, Institut IW) ist daher klar: „Durch eine Steigerung der Wochenarbeitszeit lassen sich höhere Sozialbeiträge verhindern.“ Würde jeder Beschäftigte eine Stunde/Woche mehr arbeiten, stiege die Wirtschaftsleistung auf einen Schlag um fast vier Prozent, so Schäfer. Das entspricht zusätzlich 160 Milliarden Euro! Ein Teil davon würde an Rentenkasse, Pflegeversicherung etc. fließen.

▶︎ Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer (58) ist sich sicher: „Mehr Arbeit hilft, um die Sozialabgabenquote nicht weiter steigen zu lassen. Je mehr gearbeitet wird, desto mehr Beiträge werden gezahlt – und desto weniger stark müssen die Beitragssätze steigen.“

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