„Bürger als Vollidioten behandelt“: Finanzministerium blamiert sich mit Hamster-Posts

So will das Finanzministerium Baden-Württemberg Bürger animieren, ihre Steuererklärung abzugeben

So will das Finanzministerium Baden-Württemberg Bürger animieren, ihre Steuererklärung abzugeben

Foto: Tiktok
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Wenn Behörden oder Politiker meinen, sich im sozialen Netzwerk Tiktok an die junge Generation wenden zu müssen, geht die Sache oft peinlich nach hinten los ...

Jetzt blamierte sich das Finanzministerium Baden-Württemberg mit Gaga-Posts auf TikTok. Heulende Hamster (gerade in auf TikTok) sollen dort in einer pseudo-niedlichen Sprache die Bürger des Landes dazu animieren, ihre Steuererklärung abzugeben.

Infantile Werbebotschaften – die ein Hamster mit rosa Schleife auf dem Kopf in die Welt jammert: So heißt es in einem Beitrag erst: „Nix machi Steuererkläri, nix verstehi, nur Angsti“.

Teaser-Bild

Foto: FinanzministeriumBaWü/tiktok

Nachdem sich der Hamster dann doch dazu aufgerafft hat, die Formulare auszufüllen, jubiliert er: „Hoffentlich viel Geldi zurückbekommi“. Ganz so, als richte sich diese Werbung an Kleinkinder – und nicht an erwachsene Steuerzahler.

Medien-Psychologe Prof. Jo Groebel (73) zu BILD: „Das Schlimmste, was man generell in der Kommunikation machen kann, ist es, sich so offensichtlich anzubiedern, wie es hier der Fall ist. Wenn es dann aber noch komplett daneben geht und nicht den richtigen Ton trifft, ist es besonders fatal. Ein Finanzministerium, das Hamster mit Schleifen postet, ist so authentisch, wie wenn der Papst in Jeans daher kommt. Das nehmen die Leute nicht ernst.“

Not amused: Medien-Professor Jo Groebel

Not amused: Medien-Professor Jo Groebel

Foto: AEDT STAR PRESS/AEDT

Die Posts seien auch nicht cool und modern, sondern „albern“. „Hier werden steuerzahlende Bürger als Vollidioten behandelt“, so der Medien-Profi. „Sollen Kinder jetzt angesprochen werden, ihre Steuerklärung abzugeben?“

Groebel vermutet, dass die Ministerialen um den Grünen Danyal Bayaz (40) schlicht dachten: „TikTok ist ein interessantes Medium, man muss da mal was für junge Leute machen und Hamstervideos laufen gut, dann machen wir das mal nach.“

Das Ergebnis sei „in allem schlecht, handwerklich und in den Aussagen“. „Auch Kinder dürften kaum beeindruckt sein.“

Wozu der Irrsinn?

Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte auf BILD-Anfrage, die Posts hätten „eine Reichweite von über 170 000 erzielt – und zwar ohne bezahlte Werbung“.

Er geht kommunikativ kuriose Wege: Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (40, Grüne)

Er geht kommunikativ kuriose Wege: Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (40, Grüne)

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Es gehe darum, „Steuerthemen an jüngere Menschen zu bringen. Das kann man für infantil oder gaga halten, aber die bisher erzielte Reichweite spricht dafür, dass es uns ganz gut gelingt“. Zudem gebe es Verweise auf tiefergehende Informationen (u.a. zur Website).

Hans-Ulrich Rülke (62), FDP-Vorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg, zu BILD: „Bayaz ‚nix verstehi, nur Angsti’-Auftritt bei Tiktok ist genauso peinlich wie die unsägliche ‚Länd’-Kampagne der Landesregierung. Es ist schon erstaunlich, wofür die Grünen Steuergeld zum Fenster hinauswerfen.“

Doch zumindest diese Befürchtung kann das Finanzministerium dem Oppositionellen nehmen: „Wir haben für TikTok niemanden zusätzlich angestellt, sondern machen das on-top. Der Produktionsaufwand ist überschaubar. Das heißt: TikTok kostet uns keine zusätzlichen Mittel.“

Na dann ...

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