Eines der Erprobungszentren von BMW ist das Autodrome de Miramas unweit der französischen Hafenstadt Marseille. Hier werden neben der Lenkung auch das Fahrwerk und die Assistenzsysteme feinjustiert.
Und das hier entstehende Gesamtpaket soll es in sich haben. Schließlich tritt der neue X3 in der vierten Generation ein hartes Erbe an. Sein Vorgänger ist der meisterverkaufte Bayer im letzten Jahr gewesen, und über alle Generationen wurden bislang 3,5 Millionen Fahrzeuge weltweit verkauft.

Die erste Fahrt im X3-Prototyp macht Lust aufs Serienmodell

Für steilere Auffahrten und leichtes Gelände ist der BMW X3 bestens gerüstet, harte Offroadeinsätze überlässt er anderen.
Bild: BMW AG
Viel lässt sich über den neuen X3 bei einem sogenannten Pre Drive nicht sagen. Größe, Gewicht, Leistung der Motoren, also sämtliche technischen Daten sind noch in der Homologation und werden erst mit dem Produktionsstart im Sommer final veröffentlicht.
Dennoch hatte AUTO BILD die Möglichkeit, zwei der Vorserienmodelle auf dem Testgelände zu bewegen: den kommenden Plug-in-Hybrid und das M-Performance-Modell, das mit einem Reihensechszylinder aufwartet und einer ganzen Reihe Verfeinerungen, die neben einem dynamischen Fahrvergnügen auch eine komfortable Reise möglich machen. Dazu gehören eine M-spezifisch optimierte Achs- und Elastokinematik, der Einsatz eines geregelten Hinterachs-Sperrdifferenzials oder die deutliche Erhöhung der Körpersteifigkeit.

Handling überzeugt auf der Rennpiste und abseits der Straße

Unser Redakteur Holger Preiss am Steuer des kommenden BMW X3, dessen Innenraum noch den Erprobungsstatus verrät.
Bild: BMW AG
Neu entwickelt wurde auch das Lenksystem, dessen technische Spreizung enorm ist und am Ende in den von uns gefahrenen Modi Sport und Komfort dafür sorgt, dass der Bayer mit enormer Präzision und einem ausgezeichneten Handmoment um die Kehren auf der Rennstrecke geführt werden kann. Andererseits lässt sie auch eine entspannte Reise zu.
Nicht weniger interessant ist die Spreizung beim Plug-in-Hybrid, der neben einem Elektromotor von einem Vierzylinder angetrieben wird. Im ersten Test war der X3 mit dem neuen adaptiven Fahrwerk bestückt. Bei der Applikation ging es vor allem darum, dass der Sportmodus Wank- und Aufbaubewegungen bei dynamischer Fahrt verhindert. Natürlich sind die neuen Fahreigenschaften auch dem Umstand geschuldet, dass BMW im Vergleich zum Vorgänger die Spur bei gleichem Radstand verbreitert hat. Der Luftwiderstandsbeiwert wurde auf 0,27 reduziert, was für ein SUV der Größe eines X3 schon beachtlich ist.

Es braucht ein wenig Mut, den Assistenten voll zu vertrauen

Nicht nur Autos, sondern auch Motorräder, Fahrradfahrer und Fußgänger erkennt die Sensorik des BMW X3 zuverlässig.
Bild: BMW AG
Beachtlich sind aber auch die verfeinerten Assistenzsysteme. Jene kleinen Helferlein, von denen der Fahrer eigentlich nichts mitbekommen soll, die aber im Ernstfall extrem effizient eingreifen. Tatsächlich muss man, um den Ernstfall zu simulieren und die gesamte Verantwortung an die Assistenten abzugeben, schon Mut haben. Mit bis zu 80 km/h auf ein Hindernis zuzufahren und darauf zu vertrauen, dass der Bremsassistent das Auto im richtigen Moment zum Stehen bringt, ist nicht ohne.

Im Innenraum wird akustisch und optisch gewarnt

Die Systeme im X3 machen das nach monatelanger Anleitung und unter Beachtung der weltweit unterschiedlichsten Sicherheitsvorgaben hervorragend. Beim Erkennen der Gefahrensituation bremsen die Assistenten sanft an, im Innenraum wird akustisch und optisch gewarnt, und nur wenige Zentimeter vor dem Hindernis kommt der Wagen zum Stehen. Und das ohne die Reisenden in die Gurte zu reißen, die sich ohnehin schon gestrafft haben.
Natürlich gibt es Situationen, die ein rigoroseres Eingreifen Verlangen. Zum Beispiel wenn der neue Abbiegeassistent ein querendes Fahrzeug erkennt: Egal ob der Blinker gesetzt ist oder nicht, wirft er den Anker so hart und unerbittlich, dass der X3 umgehend zum Stehen kommt.
Mit der vierten Auflage des BMW X3 bringen die Bayern wieder ein SUV, das die Mitbewerber womöglich nass machen wird.
Bild: BMW AG
Grundlage für insgesamt 40 Assistenten ist der neueste Technologiebaukasten, zu dem eine Kamera für die Augmented Reality-Darstellungen im Fahrer- oder Zentraldisplay und eine 8-Megapixel-Kamera zur Objekterkennung gehören. Hinzu kommen Ultraschallsensoren und ein Rundumsichtkamerasystem vorne sowie ein Vollbereichsradar, der jetzt nicht mehr im Stoßfänger, sondern unsichtbar in der BMW-Doppelniere sitzt und eine horizontale und vertikale Reichweite von 300 Metern hat.
Zudem gehören zwei Kurzstreckenradare vorn und hinten sowie jeweils sechs Ultraschallsensoren an den Stoßfängern an Front und Heck zur Sicherheitscrew. Nicht zu vergessen die Kameras in den Seitenspiegeln und am Heck.
Es ist kaum vorstellbar, welche Datenmengen hier in Bruchteilen von Sekunden ausgewertet werden, um ein entsprechendes Brems- oder Fahrmanöver in die Wege zu leiten – ohne dabei dem Fahrer das Gefühl zu geben, dass er bevormundet wird.
Holger Preiss
Noch war nicht viel vom neuen BMW X3 zu sehen. Aber das, was wir erfahren konnten, hat positiv überrascht und macht neugierig auf das Gesamtpaket. Wir sind sehr gespannt, wie sich der Bestseller ab Sommer im Serientrimm präsentieren wird.