Wirtschaft von oben #258 – Solarenergie Hier entsteht das größte Kraftwerk der Welt

Quelle: LiveEO/Sentinel

In einer Salzwüste in Indien entsteht ein Solar- und Windkraftwerk, das so groß werden soll wie ganz Singapur. Mit Wucht treibt Indien den Ausbau von erneuerbaren Energien voran. Exklusive Satellitenbilder zeigen den Stand des Riesenprojekts – und wie die indische Industrie neue Fabriken für Solarmodule, Windräder und Wasserstoff baut. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Aus dem Weltraum ist es schon gut zu erkennen, das gigantische Solar- und Windkraftwerk, das im Eiltempo in der Salzwüste Rann von Kachchh nahe der Grenze zwischen Indien und Pakistan heranwächst. 30 Gigawatt Leistung sollen im Gujarat Hydrid Renewable Energy Park künftig installiert sein – das größte Kraftwerk der Welt. Zum Vergleich: Die Drei-Schluchten-Talsperre in China hat 22,5 Gigawatt Leistung.

Das Mega-Projekt soll sauberen Strom für 16 Millionen indische Haushalte liefern. 726 Quadratkilometer Land werden dann mit Solarmodulen und Windrädern ausgestattet sein. Das entspricht knapp sieben mal der Fläche von Paris. Der Strom aus dem Wüstenkraftwerk würde reichen, um ganze Länder wie die Schweiz zu versorgen.

Noch deckt Indien rund 70 Prozent seines Strombedarfs mit Kohlekraft, plant aber 500 Gigawatt an Ökostromleistung bis zum Jahr 2030. Deutschland sieht bis dahin 360 Gigawatt an installierter Solar- und Windstromleistung vor. Außerdem will Indien Ende des Jahrzehnts zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren.

Bilder: LiveEO/Sentinel

Für das Gigaprojekt in der Salzwüste nahe der indischen Stadt Khavda haben Bauarbeiter mehr als zwei Gigawatt an Solarmodulen bereits installiert. Im Jahr 2030 sollen es 26 Gigawatt sein. Windturbinen sollen weitere vier Gigawatt leisten.

Rund 19 Milliarden Dollar soll das größte Kraftwerk der Welt kosten, mit dessen Bau 8000 Arbeiter beschäftigt sind.

Gujarat Hybrid Renewable Energy Park, Salzwüste Rann von Kachchh, Bundesstaat Gujarat, Indien

26.03.2024: 2,4 Millionen Solarmodule sind für das Kraftwerk schon installiert worden, viele weitere folgen.

Bild: LiveEO/Sentinel

Führendes Unternehmen hinter dem Projekt ist Adani Green Energy aus dem Imperium von Gautam Adani, dem zweitreichsten Mann Asiens. Der wurde reich mit dem Import von Kohle, will nun jedoch angeblich 100 Milliarden Dollar in die Energiewende investieren.

Vergangenes Jahr hatte das Shortseller-Unternehmen Hindenburg Research Betrugsvorwürfe gegen die Adani Group erhoben und einen massiven Kurssturz an der Börse ausgelöst, doch vorerst scheint sich das Konglomerat von der Krise erholt zu haben.

Adani schmiedet große Pläne: In der Stadt Mundra, gut 150 Kilometer von der Baustelle des Wüstenkraftwerks entfernt, soll eines der weltweit größten Fertigungszentren für Solar- und Windenergie entstehen.


Nahe am Hafen gelegen, können etwa Windräder und Solarmodule von hier aus leicht transportiert werden. Heute können die Fabriken hier vier Gigawatt an Solarmodulen und 1,5 Gigawatt an Windrädern pro Jahr bauen. Nun soll das Werk zu einem der weltweit größten Fertigungszentren für Solarenergie heranwachsen für je zehn Gigawatt Polysilizium, Ingots, Wafer, Zellen und und Module. Das Windturbinenwerk wird auf fünf Gigawatt erweitert.

Große Pläne haben indische Unternehmen auch für die Wasserstoffproduktion. Am Hafen von Kandla etwa im Bundesstaat Gujarat planen vier Unternehmen unter Führung des Konzerns Reliance Industries verschiedene Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff und Ammoniak, vorgesehene Investitionen: Zwölf Milliarden Dollar.

Zu den Wasserstoffvorreitern zählt das Bau- und Maschinenbauunternehmen Larsen + Toubro, das sich im vergangenen Jahr Lizenzen für die Elektrolyseur-Technologie des französischen Herstellers McPhy gesichert hat. In einer Fabrik in der Stadt Hazira baut das Unternehmen nun eine Elektrolyseur-Fertigung auf und hat sich staatliche Subventionen gesichert. Anfang März wurde dort der erste ein Megawatt große Elektrolyseur fertig.

A M Niak Heavy Engineering Complex, Hazira, Distrikt Surat, Bundesstaat Gujarat, Indien

05.2024: In bestehenden Hallen auf dem Fabrikgelände in Hazira baut Larsen+Toubro eine Elektrolyseurfertigung auf.

Bild: LiveEO/Google Earth/Airbus

Noch ist das grüne Gas weltweit teuer. Doch Indien erhofft sich, die Kosten dank billigem Solarstrom wie aus der Salzwüste von Kachchh deutlich senken zu können. Dort ist die durchschnittliche Sonneneinstrahlung fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Der erste Strom fließt seit ein paar Wochen schon ins indische Stromnetz.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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