Die Urlaubssaison steht kurz bevor. Passend dazu kommt seit dem 1. Mai eine höhere Ticketsteuer auf Fluggesellschaften zu. Die Folge für Flugreisende: steigende Preise. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ticketsteuer: Was hat sich am 1. Mai geändert?
Fluggesellschaften müssen nun eine höhere Ticketsteuer zahlen. Die Steuer wurde am 1. Mai 2024 angehoben, je nach Endziel der Reise um fast ein Fünftel.
Um wie viel wurde die Ticketsteuer für Flüge erhöht?
Die Steuersätze haben sich wie folgt geändert:
- Kurzstrecke bis zu 2500 Kilometer pro Fluggast (zum Beispiel in alle europäischen Staaten, einschließlich Türkei und Russland sowie Algerien): von 12,48 Euro auf 15,53 Euro
- Mittelstrecke zwischen 2500 und 6000 Kilometer pro Fluggast (zum Beispiel nach Dubai): von 31,61 Euro auf 39,34 Euro
- Langstrecke ab 6000 Kilometer pro Fluggast (zum Beispiel nach China oder in die USA): von 56,91 Euro auf 70,83 Euro
Legen Fluggesellschaften die Ticketsteuer auf ihre Kundinnen und Kunden um?
Das ist laut Expertinnen-Sicht sehr wahrscheinlich. „Wenn die Airlines das nicht umlegen würden, würde das letzten Endes vom Gewinn abgehen, das ist vor allem in Billigflugsegmenten kein unerheblicher Teil“, sagt Fluggastrechtsexpertin Claudia Brosche von Flightright.
Was bedeutet die erhöhte Ticketsteuer für Passagiere?
Insbesondere Passagiere, die von Deutschland aus starten, müssen mit höheren Ticketpreisen rechnen „Merklich teurer wird es vor allem bei niedrigen Ticketpreisen von Billigfluggesellschaften wie Easyjet, Ryanair und Co.“, erklärt Brosche.
Die Expertin sieht in der erhöhten Steuer einen erheblichen Nachteil für deutsche Passagiere: „Dieser Aufpreis sticht innerhalb Europas heraus.“ Außerdem hätten einige Fluggesellschaften angekündigt, dass sie ihre Flugpläne überdenken und möglicherweise zusammenstreichen würden, weil sie eventuell von einem geringeren Flugaufkommen ausgehen würden. „Das ist dann auch wieder eine Einschränkung für die Passagiere.“
Tipps für eine möglichst günstige Reisebuchung
Wenn Sie günstig buchen wollen, empfiehlt die Verbraucherzentrale, die Preise über einen gewissen Zeitraum im Blick zu behalten. Indem Sie sich mit den durchschnittlichen Kosten einer Sache vertraut machen, können Sie besser einschätzen, was wirklich günstig ist. Dies ermöglicht es Ihnen auch, sich vor unüberlegten Käufen zu schützen, die durch verlockende Werbebanner für – angeblich – außergewöhnliche Sonderangebote beworben werden.
Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass manchmal dieselbe Dienstleistung zur gleichen Zeit zu stark unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Während sich bei Vergleichsportal 1 ein beträchtlicher Aufschlag bemerkbar macht, wird das identische Angebot bei Vergleichsportal 2 oder direkt beim Anbieter zu deutlich niedrigeren Kosten angeboten. Es ist ratsam, genauer hinzusehen, da die Unterschiede groß sein können. Außerdem sind nicht alle Vergleichsportale gleich. Während einige von ihnen beträchtliche Provisionen von den Anbietern verlangen, berechnen andere lediglich bescheidene Vermittlungsgebühren. Diese Unterschiede spiegeln sich ebenfalls im Endpreis des Angebots wider.
In der Tourismusbranche sind frühe Buchungen oft preiswerter. Diese Möglichkeit zur Kosteneinsparung können Sie nutzen, indem Sie Ihre Reise rechtzeitig planen. Dadurch können beträchtliche Ersparnisse erzielt werden. Zudem weist die Verbraucherzentrale darauf hin, die Stornierungsbedingungen zu berücksichtigen, da unvorhergesehene Umstände auftreten können.
Besonders am ersten Tag der Sommerferien steigt die Reise-Nachfrage. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit der Plätze haben die Anbieter die Möglichkeit, höhere Preise zu verlangen, da es immer Reisende gibt, die diese bezahlen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Flüge in den Sommerferien ausgebucht sind, ist außerhalb von Pandemiezeiten gering. Wenn Sie kostengünstiger reisen möchten, empfiehlt die Verbraucherzentrale, den Herbst als Reisezeit zu wählen oder einen Flughafen im benachbarten Bundesland zu nutzen, das noch keine Ferien hat.
Viele Unternehmen versenden laut Verbraucherzentrale Gutscheine und Rabattangebote, die erhebliche Kostenvorteile beim Reisen bieten können. Es ist jedoch ratsam, vor der Nutzung diese Angebote sorgfältig zu prüfen. Ein potenzieller Nachteil könnte beispielsweise darin bestehen, dass der Rabatt erst zwölf Monate nach Ihrer Reise gewährt wird. Sofern keine versteckten Bedingungen vorliegen, können Sie die Gutscheine bedenkenlos einlösen und dadurch Geld sparen.
In Deutschland sind personalisierte Preise noch nicht weit verbreitet. Das bedeutet, dass in der Regel alle Käufer zu einem bestimmten Zeitpunkt denselben Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung zahlen. Nur in wenigen Ausnahmefällen wird der Preis auf Grundlage individueller Merkmale individuell durch einen Algorithmus festgelegt. Daher empfiehlt die Verbraucherzentrale, regelmäßig Ihre Cookies zu löschen. Dadurch werden weniger Informationen über Sie gesammelt, was es schwieriger macht, Ihre Kaufbereitschaft einzuschätzen. Letztlich können Sie dadurch sparen.
Zuletzt schlägt die Verbraucherzentrale vor, anonym zu surfen. Ein Beispiel hierfür ist der TOR-Browser, wobei „TOR“ für „The Onion Router“, also „Der Zwiebel-Router“, steht. Dieses Projekt ermöglicht es Nutzern, anonym im Internet zu browsen, indem Anfragen nicht direkt an Server gesendet werden, sondern über mindestens drei Zwischenstationen geleitet werden. Cookies werden nach jeder Sitzung automatisch gelöscht. Um dies zu nutzen, müssen Sie lediglich den Browser installieren. Allerdings sind längere Ladezeiten im TOR-Browser zu erwarten, da die Daten über solch verschlungene Pfade geleitet werden.
Warum wurde die Ticketsteuer erhöht?
Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), erklärt, dass der Gesetzgeber 2010 anstelle einer wettbewerbsverzerrenden Kerosinbesteuerung eine weniger wettbewerbsverzerrende Luftverkehrsteuer eingeführt hat. „Die Erhöhung zum 1. Mai 2024 hat der Gesetzgeber damit begründet, dass er die in Folge der BVerfG-Entscheidung entstandenen Einnahmeausfälle mit dieser Steuererhöhung zum Teil decken will.“
So erhofft sich die Bundesregierung von der höheren Steuer vor allem deutliche Mehreinnahmen: Lagen die Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer 2022 noch bei 1,1 Milliarden Euro, sollen durch die Steuereinnahmen im laufenden Jahr auf rund 1,5 Milliarden Euro steigen. In den Folgejahren rechnet die Bundesregierung mit Steuermehreinnahmen von etwa 580 Millionen Euro pro Jahr.
Können die Preise für bereits gekaufte Flugtickets noch erhöht werden?
Hat man vor dem 1. Mai ein Ticket für einen günstigeren Steuersatz gekauft, kann der Preis nachträglich nicht mehr geändert werden. „Es besteht keine rechtliche Möglichkeit seitens der Luftfahrtunternehmen und der Tourismuswirtschaft, die Differenz in der Steuerhöhe bei bereits verkauften Tickets oder Pauschalreisen vom Passagier rückwirkend einzufordern“, erklärt Matthias von Randow. Das heißt, dass die Luftfahrtunternehmen oder Reiseveranstalter die Differenz im vollen Umfang selbst tragen müssen. Was gut für Verbraucherinnen und Verbraucher ist, kann dafür teuer für Fluggesellschaften werden: „Dies schmälert erheblich die Ertrags- und Investitionskraft der Unternehmen“, sagt von Randow.
Wann ist der günstigste Zeitpunkt, um einen Flug zu buchen?
„Die Erfahrung zeigt: Je früher man einen Flug bucht, umso günstiger die Preise“, sagt von Randow. Dadurch, dass den Fluggesellschaften durch die frühe Buchung eine langfristige und zuverlässige Planung möglich ist, können die Airlines eine hohe Auslastung der Flugzeuge erreichen und den Verbrauchern im Gegenzug preiswertere Tickets über Frühbucherrabatte anbieten.
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