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Angst vor Extremwetter im Urlaub?: Ein Gewinner des Klimawandels: Was hinter dem „Coolcation“-Phänomen steckt
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Ein Kreuzfahrtschiff vor der norwegischen Insel Spitzbergen
Sergio Pitamitz/VWPics/Universal Images Group via Getty Images Ein Kreuzfahrtschiff vor der norwegischen Insel Spitzbergen
  • FOCUS-online-Redakteur
Sonntag, 21.04.2024, 20:52

Island statt Italien? Die sogenannte „Coolcation“ wird schon zum neuen Reise-Trend ausgemacht. Tatsächlich werden manche Touristen-Regionen zu neuen Gewinnern des Klimawandels. Der klassische Strandurlaub wird aber dennoch nicht aussterben - aus einem simplen Grund. 

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Wer will sich das schon antun? Urlauber auf der griechischen Insel Rhodos mussten während des letzten Sommers einiges erdulden. Temperaturen von bis zu 45 Grad brannten auf die Strandliegen, ein gewaltiger Waldbrand infolge der Trockenheit sorgte sogar für Hotel-Evakuierungen. In anderen beliebten Urlaubsländern wie Italien oder Spanien wird teilweise schon das Wasser knapp.

Hitze, Trockenheit und Naturkatastrophen: Der Klimawandel ist längst auch in den liebsten Urlaubsländern der Deutschen angekommen. Da scheint der Gedanke naheliegend, sich nach Alternativen umzusehen. Etwa nach Gegenden, in denen es nicht so heiß ist - und wo der Klimawandel vielleicht sogar den Urlaub angenehmer macht. Oder anders formuliert: Ist es Zeit für Schweden statt Spanien?

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Buchstäbliche „Hotspots“

Ja, zumindest wenn es nach den Experten von „Condé Nast Traveler“ geht. Das einflussreiche Reisemagazin hatte im letzten Dezember die sogenannte „Coolcation“ als einen der großen Reisetrends für 2024 ausgemacht. Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen - „da ist es kein Wunder, dass viele Reisende es sich zweimal überlegen, buchstäbliche 'Hotspots' wie Sizilien oder Südfrankreich, die anfällig für Hitzewellen sind, im Juli oder August zu buchen“, heißt es in dem Magazin. Stattdessen würden Destinationen wie Skandinavien, Island oder das Baltikum immer beliebter. 

Verändert der Klimawandel also, wie wir reisen? Es gibt zumindest einige Daten, die diese These unterstützen. Nach einer Umfrage des großen Buchungsportals booking.com plant mehr als die Hälfte der Nutzenden, zukünftig in kühleren Gegenden Urlaub zu machen. Eine Untersuchung des Branchenverbands European Travel Commission (ETC) aus dem März ergab, dass der Ruf der südeuropäischen Urlaubsländer im Verlauf des letzten Jahres stark gelitten habe; auf Länder wie Schweden oder Lettland blickten die Reisenden hingegen wohlwollender. Britische Reiseveranstalter berichteten im letzten Sommer von massenhaften Stornierungen von Griechenland-Urlauben. 

Die Vorteile der Bettenburg

Ein Trend scheint also erkennbar zu sein, nur: Noch drückt er sich nicht wirklich in Zahlen aus. „Wir sehen noch nicht, dass sich ein Trend in den Suchen der Urlauber abzeichnet, geschweige denn in den Buchungen“, sagt Nina Hammer, Sprecherin des Buchungsportals HolidayCheck , zu FOCUS online Earth. (Hauptaktionär von HolidayCheck ist der Medienkonzern Hubert Burda Media, zu dem auch FOCUS online gehört.) „Das liegt mit Sicherheit auch am Preisgefüge.“

Denn: Wer beim Urlaub aufs Geld achtet, ist mit klassischen Badeferien meist am besten beraten. Die gute alte Bettenburg in Jesolo bleibt beim Preis unschlagbar - der Massentourismus drückt die Preise. „Die skandinavischen Länder liegen preislich deutlich über den klassischen europäischen Warmwasserzielen“, sagt Hammer. Selbst ein Urlaub innerhalb Deutschlands sei oft teurer. Zumal gerade Pauschalurlauber oft auf Sonne und Strand bestehen - Vorteil Südeuropa. 

Auch die Zahlen der European Travel Commission zeigen noch keine Trendwende, im Gegenteil. Destinationen wie Portugal, Griechenland oder die Türkei konnten 2023 bei ausländischen Gästen um acht bis elf Prozent zulegen. Finnland und die baltischen Länder wiederum verloren bis zu 33 Prozent Auslandsbuchungen, weil sie vom Wegbleiben russischer Touristen nach der völkerrechtswidrigen Invasion der Ukraine besonders hart getroffen wurden. Insofern sind die Daten derzeit auch nur schwer vergleichbar. 

Noch dominieren also die südeuropäischen Destinationen, doch das muss so nicht bleiben. Eine User-Befragung bei HolidayCheck habe gezeigt, „dass Sicherheit vor Naturkatastrophen, vor extremen Wetterereignissen und eine intakte Natur im Urlaub wichtiger sind als die Sehenswürdigkeiten“, sagt Hammer. Mehr als die Hälfte der Urlauber würde Reisegebiete meiden, die in den letzten Jahren mit extremen Wetterereignissen konfrontiert waren, oder den geplanten Trip zumindest außerhalb der Sommermonate legen. „Es ist also gut möglich, dass wir in den kommenden Jahren - auch im Massentourismus - Veränderungen sehen werden.“

Kreuzfahrt zum Iglu

In einer Gegend zeigt sich schon jetzt ein drastisches Urlauber-Wachstum: Der Polarkreis. Seit einigen Jahren wird die Arktis zu einer immer beliebteren Destination für Kreuzfahrt-Touristen. Der Anbieter Iglu Cruise verzeichnete im Jahr 2023 nach eigenen Angaben einen Nachfrage-Anstieg von 233 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durch die Eisschmelze stehen Kreuzfahrtschiffen Routen frei, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab.

„Eine kühlere Destination ist viel angenehmer für Menschen, die bei heftigen Temperaturen zu kämpfen haben“, sagt Dave Mills, Geschäftsführer von Iglu Cruise. Arktis-Reisen seien außerdem spannend für Menschen, die ein besonderes Erlebnis suchen oder dem Massentourismus entfliehen wollen. Ob die Präsenz großer Kreuzfahrtschiffe in einer der am meisten vom Klimawandel betroffenen Gebieten der Erde so erstrebenswert ist - das ist dann nochmal eine andere Frage. 

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