Preis-Explosion: Krabbenbrötchen kosten bis zu 15 Euro!

Friedrich Reimann (73, aus Bad Kreuznach) findet 15 Euro völlig übertrieben: „Maximal acht Euro fände ich gerechtfertigt“

Friedrich Reimann (73, aus Bad Kreuznach) findet 15 Euro völlig übertrieben: „Maximal acht Euro fände ich gerechtfertigt“

Foto: Sybill Schneider

Hamburg – Kleine Garnelen, große Preise!

Es gehört zu einem Hamburg-Besuch dazu wie Hafenrundfahrt, Elbphilharmonie und Miniaturwunderland – ein knackiges Brötchen mit einem Klecks Remoulade und einem Schwung Nordseekrabben obendrauf. Doch wer sich diese Leckerei gönnen möchte, muss mittlerweile mega-tief in die Tasche greifen.

Ungefähr 100 Gramm gekochte Nordseekrabben landen auf dem 15-Euro-Brötchen der „Brücke 10“

Ungefähr 100 Gramm gekochte Nordseekrabben landen auf dem 15-Euro-Brötchen der „Brücke 10“

Foto: Sybill Schneider

Vergangene Woche verlangte der Traditionsimbiss „Brücke 10“ an den Landungsbrücken noch 13,50 Euro für sein Brötchen mit 100 Gramm Krabben, in dieser Woche erhöhte er auf satte 15 Euro. Bei der Konkurrenz in der Umgebung schwanken die Preise zwischen 7,90 und 12,90 Euro – da meist viel weniger der Leckereien drauf sind.

Die Betreiber der „Brücke 10“ erklären den Teuer-Schock so: „Die Preise für Nordseekrabben sind in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Nun ist es für uns unumgänglich geworden, die Kosten durch eine moderate Preisanpassung weiterzugeben.“

Daniela Buchholz (32, aus Hannover) war das Krabbenbrötchen bei der „Brücke 10“ zu teuer. Weil sie nicht ganz verzichten wollte, hat sie sich bei der Konkurrenz eins für 10 Euro gekauft

Daniela Buchholz (32, aus Hannover) war das Krabbenbrötchen bei der „Brücke 10“ zu teuer. Weil sie nicht ganz verzichten wollte, hat sie sich bei der Konkurrenz eins für 10 Euro gekauft

Foto: Sybill Schneider

Während 2023 das Kilo ungeschälte Krabben noch sechs Euro gekostet habe, sei man jetzt schon bei 14 Euro, erklärt Dirk Sander (74), Vorsitzender des Verbands der Deutschen Kutter- und Küstenfischer. Ein Drittel des Gewichts bleibe nach dem Schälen ungefähr übrig. Heißt: 100 Gramm Nordseekrabbenfleisch gibt es für um die 4,20 Euro, dazu kommen noch die Kosten fürs Pulen.

Lecker, aber ganz schön teuer: 15 Euro kostet hier das Krabbenbrötchen

Lecker, aber ganz schön teuer: 15 Euro kostet hier das Krabbenbrötchen

Foto: Sybill Schneider

Warum sich der Krabbenpreis plötzlich mehr als verdoppelt hat? „Weil die letzte Saison schlecht gelaufen ist, insbesondere in den sonst stärksten Monaten im Herbst“, so Sander. Die Bestände in der Nordsee seien gering gewesen, die Lager dementsprechend leer: „Und dann bestimmt die Nachfrage das Angebot.“

Wie groß die Krabbenpopulation in einer Saison ist, könne nicht vorhergesagt werden. „Es wurden viele Theorien aufgestellt, um Schwankungen zu erklären. Richtig war keine“, sagt der Krabben-Experte. Die Krustentiere könnten auch genauso schnell wieder zurück sein, wie sie verschwunden sind.

Solange Krabben noch so teuer sind, hat sich die Restaurant-Kette Gosch für einen radikalen Schritt entschieden – und das Krabbenbrötchen in 25 Filialen von der Karte gestrichen. Sprecher Andreas Reitz (50): „Wir wollen unsere Kunden nicht mit immens hohen Preisen für ein Brötchen vor den Kopf stoßen, deswegen machen wir Pause.“

Krabbenkönig Jürgen Gosch (82) verkauft auf Sylt Krabbenbrötchen für 6,50 Euro. Alle anderen Standorte haben die norddeutsche Spezialität von der Karte gestrichen.

Krabbenkönig Jürgen Gosch (82) verkauft auf Sylt Krabbenbrötchen für 6,50 Euro. Alle anderen Standorte haben die norddeutsche Spezialität von der Karte gestrichen.

Foto: Sybill Schneider

Nur nicht an ihren Standorten auf Sylt– da gebe es weiterhin Krabbenbrötchen für „nur“ 6,50 Euro. Reitz: „Gosch auf Sylt ohne Krabbenbrötchen wäre für Gründer Jürgen Gosch nicht denkbar gewesen.

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