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„Qualität nicht schlechter“: Russland baut China-Autos in deutscher Fabrik - und verhöhnt Mercedes
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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
FOCUS online/Wochit Russland baut China-Autos in deutscher Fabrik - und verhöhnt Mercedes
  • FOCUS-online-Redakteur (München)

Die Diktatoren in Moskau und Peking verstehen sich zumindest auf wirtschaftlicher Ebene blendend. Auch Chinas Autoindustrie, die nach Europa expandiert, macht Geschäfte in Russland. Jetzt kommt es zu einem symbolischen Akt in einem ehemaligen Mercedes-Werk.

Noch 2019 war bei Mercedes in Russland alles eitel Sonnenschein. Man werde „ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens in Russland" aufschlagen, sagte der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Eröffnung eines neuen Autowerks in der Nähe von Moskau. Diese Zeiten sind natürlich vorbei: Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs zog sich Mercedes nicht nur aus Russland zurück, sondern kappte auch sämtliche Verbindungen zu seinen Händlern. Weder Autos noch Ersatzteile oder Software-Updates für Kunden oder Händler bekommt man in Russland noch, jedenfalls nicht auf legalem Weg.

Mercedes hat Russland verlassen, jetzt kommen die Chinesen

Schon im Mai sollen nun wieder Autos im ehemaligen Mercedes-Werk im Solnechnogorsk-Distrikt bei Moskau vom Band laufen. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur „Tass“ unter Berufung auf den Gouverneur der Region, Andrey Vorobyov. Produziert werden nun aber chinesische Autos. Gouverneur Vorobyov verhöhnte Mercedes mit einer süffisanten Spitze in einem TV-Interview: Er sei sicher, dass die im ehemaligen Mercedes-Werk gebauten China-Autos bei der Qualität „keineswegs schlechter“ sein würden.

Jugendlich und weltoffen präsentieren sich Chinas Autobauer in Deutschland (hier ein Werbeplakat der Marke Ora aus dem Great Wall-Konzern). Doch die Chinesen verkaufen ihre Autos auch in Russland und arbeiten damit gegen die Sanktionen des Westens
Viehmann Jugendlich und weltoffen präsentieren sich Chinas Autobauer in Deutschland (hier ein Werbeplakat der Marke Ora aus dem Great Wall-Konzern). Doch die Chinesen verkaufen ihre Autos auch in Russland und arbeiten damit gegen die Sanktionen des Westens

Welcher Hersteller die Mercedes-Fabrik übernimmt, wurde nicht enthüllt. Allerdings berichtete schon im November 2023 der für gewöhnlich gut informierte Blog „Mercedes-Fans.de“ , dass es sich um das Unternehmen Chery handelt. „Im ersten Halbjahr 2024 soll die Markteinführung von Chery-Automarken geschehen. Eine europäische Produktionsstätte passt da gut in die Pläne der Chinesen“, so der Blog. Einige von Chinas Herstellern, denen man auch in der EU mit neuen Werken etwa in Ungarn (BYD) oder Spanien (Chery) den roten Teppich ausrollt, machen glänzende Geschäfte mit Russland

Russland-freundliche China-Hersteller verkaufen auch in Deutschland

Die ehemals großen Marktanteile von VW, Hyundai, Ford, Renault und Co. haben sich nicht nur der größte russische Autobauer Lada, sondern vielmehr noch die Chinesen innerhalb von zwei Jahren geschnappt. Zwar läuft der russische Automarkt immer noch auf einem niedrigen Niveau (1,1 Millionen Einheiten in 2023), doch war fast jedes zweite verkaufte Auto in Russland im vergangenen Jahr schon eine chinesische Marke. Unter anderem machen folgende China-Hersteller gute Geschäft mit Russland, wie der chinesische Nachrichtendienst Yicai Global berichtet :

  • Geely - ausgerechnet ein Aktionär von Mercedes sowie der Besitzer von Volvo - verkauft verschiedene Modelle in Russland, insgesamt sollen es 2023 mehr als 84.000 Fahrzeuge gewesen sein.
  • Chery : Mit SUV-Modellen wie dem Tiggo wächst die Beliebtheit des Herstellers. Pikant: Trotz der Geschäfte mit dem von der EU sanktionierten Russland kassiert Chery massiv Fördergelder, um in Spanien eine neue Autofabrik aufzubauen. In Deutschland verbirgt sich übrigens sich hinter den Marken Omoda und Jaecoo der Hersteller Chery.
  • Great Wall : Mit mehr als 138.000 Autos verzeichnet Great Wall ein besonders starkes Wachstum in China. Beliebt sind vor allem die SUV der Marke Haval. Die Marke Ora mit dem elektrischen Kleinwagen „Funky Cat“ gehört ebenfalls zum Great Wall-Konzern - und wird in Deutschland verkauft.
In Russland wird das China-SUV Haval von Great Wall Motors bei offiziellen Händlern verkauft
Great Wall Motors In Russland wird das China-SUV Haval von Great Wall Motors bei offiziellen Händlern verkauft

Chinesen expandieren in Russland und Europa

Für ihre Expansion in Europa bleiben die Geschäfte der Chinesen mit Russland übrigens ohne Folgen. Die europäischen Hersteller können dem nur zusehen. Zwar ist der russische Markt eher unbedeutend im Vergleich zu dem der EU, den USA oder China. Dennoch mussten die europäischen Hersteller millionenschwere Investitionen abschreiben. Besonders hart traf es den Renault-Konzern, denn der hatte lange mit dem russischen Auto-Giganten Avtovaz (unter anderem Lada) zusammengearbeitet. 2022 fuhr Renault wegen der Russland-Abschreibungen einen Verlust von 700 Millionen Euro ein.

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