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Kulturbeitrag zur Fußball-EM FC St. Pauli gegen VfL Osnabrück als musikalisches Duell

Ein Experiment bringt Fußball und Musik zusammen: Zu einem Spiel des FC St. Pauli spielen eine Elektronikband und ein Orchester live den Soundtrack. Was bei »The Game« gespielt wird, bestimmt der Spielverlauf im Stadion.
Fans des FC St. Pauli: Sonst bestimmen sie den Soundtrack des Spiels

Fans des FC St. Pauli: Sonst bestimmen sie den Soundtrack des Spiels

Foto: Christian Charisius / dpa

Normalerweise wird der Soundtrack zu Fußballspielen, wenn es so etwas denn gibt, auf den Tribünen bestimmt: Die Gesänge der Ultras in den Fankurven sind so etwas wie wiederkehrende Themen, dazwischen die Aufschreie des Entsetzens, der Wut und der Freude, die das Spielgeschehen auslöst – und vielleicht dringt auch die Stimme der Trainer durch, mit ihren Anweisungen.

Ein Projekt im Rahmen des Kulturprogramms zur kommenden Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland möchte ein anderes Klangbild ausprobieren: Wie klingt eigentlich so ein Fußballspiel, wenn jedes Tor, jeder Einwurf, jeder Eckball und jedes Team eine eigene, immer wiederkehrende Melodie hat?

Der Fußballverein FC St. Pauli und das Reeperbahn-Festival wollen das bei einem Zweitligaspiel am 12. Mai (13.30 Uhr) mal ausprobieren. Dann werden im Rahmen des Projektes »The Game« zwei musikalische Teams in der Hamburger Laeiszhalle die Partie St. Pauli gegen VfL Osnabrück miteinander vertonen.

Klassikorchester Ensemble Resonanz (vor der Elbphilharmonie): Standardsituationen haben eigene Melodien

Klassikorchester Ensemble Resonanz (vor der Elbphilharmonie): Standardsituationen haben eigene Melodien

Foto: Tobias Schult

Dabei treten das renommierte Ensemble Resonanz und die Band des bekannten Elektronikkünstlers Matthew Herbert »gegeneinander« an, wie die Macher des Reeperbahn-Festivals in Hamburg mitteilten. Die Leitung des sportlichen Konzertes übernimmt Dirigentin Friederike Scheunchen.

Sowohl die Musikerinnen und Musiker als auch das Publikum sehen das Fußballspiel dabei live auf Monitoren. Welche Band den Ton angibt, entscheidet der Ballbesitz der Teams. Die Standards – also Ecke, Einwurf, Freistoß, Elfmeter – haben alle eine eigene Melodie. Komponiert hat die Tonfolgen Matthew Herbert.

Der Rest des 90-Minuten-Konzertes entwickelt sich auf dem Rasen. Das Libretto von »The Game« werde live von den Fußballspielern geschrieben und habe einen ungewissen Ausgang. Die Musikerinnen und Musiker lassen den Angaben zufolge die Originalgeräusche des Spiels in ihre Performance einfließen und reagieren in Echtzeit auf den Spielverlauf.

Für Herbert ist die Kombination von Musik und Sport eine ganz logische Verbindung: »Jede Sportart hat ein Repertoire an Klängen, die dem Spiel mehr als nur einen Rhythmus geben, sondern es buchstäblich orchestrieren«, sagte der Künstler laut Mitteilung. »Fußball ist Rhythmus, Fußball ist Drama, Fußball ist Oper – kein anderer Sport hat so viele Zuschreibungen.«

feb/dpa