1. Nachrichten
  2. Wissen
  3. Forscher beobachten Phänomen, das nur einmal in 1 Milliarde Jahre stattfindet

Dieser Beitrag erschien durch Kooperation mit Spektrum.de
Einer der seltensten Evolutions-Prozesse: Forscher beobachten Ereignis, das nur einmal in einer Milliarde Jahre stattfindet
  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Forscher beobachten Ereignis, das nur einmal in einer Milliarde Jahre stattfindet

Wissenschaftler haben ein evolutionäres Ereignis beobachtet, das nur einmal in einer Milliarde Jahren stattfindet: Zwei Lebensformen sind zu einem Organismus verschmolzen, der über besondere Fähigkeiten verfügt. Das letzte Mal, als dies geschah, bekam die Erde Pflanzen.

Es ist einer der seltensten Prozesse der Evolution - und ohne ihn würde es uns nicht geben. In wenigen außergewöhnlichen Fällen können Zellen einen fremden Organismus in ein eigenes Organ verwandeln. Als es zum ersten mal geschah, in der Frühzeit des Lebens, entstanden die Mitochondrien, ohne deren Energieproduktion es keine höheren Lebensformen gäbe. Später dann bildeten sich aus einem Cyanobakterium die Chloroplasten, mit denen Pflanzen Sonnenenergie einsammeln.

Forscher entdecken neue evolutionäre Entwicklung

Nun hat ein weiterer Organismus die Grenze von der Symbiose zum Zellbaustein überschritten, berichtet das Team um Tyler H. Coale und Valentina Loconte von der University of California. Laut ihrer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Science“ hat ein Cyanobakterium seine Unabhängigkeit verloren und produziert nun als Organelle Ammoniak für die Alge Braarudosphaera bigelowii . Damit sind Braarudosphaera und ihre Verwandten die einzigen bekannten höheren Lebewesen, die eigenständig den Stickstoff der Luft nutzen können.

Zur Veranschaulichung: Stellen Sie sich vor, unsere Nieren wären kleine Tiere, die herumlaufen. Und wir Menschen müssten unser Blut manuell durch eine Dialysemaschine filtern. Eines Tages bleibt bei einem Menschen eines dieser Nierentierchen irgendwie stecken (wie auch immer das funktionieren könnte) und er stellt fest, dass er sein Dialysegerät nicht mehr braucht. Auch seine Kinder auch nicht, bis wir schließlich alle mit diesen hilfreichen kleinen Kerlen in uns geboren werden. Das ist in etwa das, was hier passiert.

Bisher hatten ausschließlich Bakterien die Fähigkeit, eigenständig den Stickstoff der Luft nutzen können. Luftstickstoff (N 2 ) ist chemisch extrem stabil und kann nur durch spezielle Metalloenzyme geknackt werden, die neben Eisen auch die in der Biologie seltenen Metalle Molybdän oder Vanadium enthalten. Das ist biochemisch sehr aufwendig. Deswegen leben die meisten dazu fähigen Bakterien als Symbionten in anderen Organismen, die ihnen im Austausch für Ammoniak andere Nährstoffe zur Verfügung stellen - zum Beispiel auch in den Wurzeln von Bohnen und Erbsen. Auch die als Nitroplasten bezeichneten Organellen von Braarudosphaera waren einst solche Symbionten - und dass sie ihre Unabhängigkeit verloren, ist weniger als 90 Millionen Jahre her.

Cyanobakterium enthält nun Gene und Proteine der Alge

Tatsächlich gingen Fachleute lange davon aus, dass die Nitroplasten noch symbiotische Bakterien seien. Denn die Grenze zwischen Symbiose und Zellbestandteil ist fließend. Auch echte Symbionten verlieren nach und nach Gene, die sie dank ihres Wirtes nicht mehr brauchen, und können nach einer Weile nicht mehr unabhängig existieren. Doch die Integration der Nitroplasten in Braarudosphaera geht sogar noch weiter als das, wie das Team um Coale und Loconte in der Forschungsarbeit entdeckte. Der einstige Symbiont hat nicht nur seine Gene für Photosynthese und Stoffwechsel verloren, sondern enthält Gene und Proteine seines Wirts, passt seine Größe an die Bedürfnisse der Alge an, ist in ihr Zellskelett integriert und teilt sich streng koordiniert zusammen mit ihr. All diese Merkmale sind typisch für klassische Organellen.

Andererseits kann es noch nicht allzu lange her sein, dass das Bakterium die Grenze zum Organell überschritt. Denn die Nitroplasten sehen frei lebenden Bakterien immer noch so ähnlich, dass sie lange als Symbionten galten. Genetische Untersuchungen zeigen, dass Algen und Bakterien wohl vor rund 150 Millionen Jahren zusammenfanden. Zu jener Zeit waren Nährstoffe in den Ozeanen außerordentlich knapp. Vor etwa 90 Millionen Jahren waren die Symbionten dann fest an ihre jeweiligen Wirte gebunden, so dass sie deren Artbildung im Laufe der Evolution streng folgten. In den Jahrmillionen danach verloren sie immer mehr Gene, die Wirtszelle begann, spezialisierte Proteine für ihren Stoffwechsel zu liefern und integrierte sie in ihre Zellstruktur. So entwickelten sich beide gemeinsam von einer Gemeinschaft zu einer Zelle mit Bonus-Organ.

Spektrum.de
Zum Thema
Arian bleibt weiter verschwunden: „Ganz viele Hinweise“, aber keine heiße Spur

Seit über einer Woche verschwunden

Arian bleibt weiter verschwunden: „Ganz viele Hinweise“, aber keine heiße Spur

Wetterlage stellt sich noch diese Woche um - mit Auswirkungen auf den 1. Mai

Hochdrucksystem geht ein

Wetterlage stellt sich noch diese Woche um - mit Auswirkungen auf den 1. Mai

Wann der Feiertag ist und warum er gefeiert wird

Vatertag 2024

Wann der Feiertag ist und warum er gefeiert wird

Kommentare
Teilen Sie Ihre Meinung
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit.
Teilen Sie Ihre Meinung
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Schnelle Evolution durch Magnetfeld-Kollaps

Explosion der Vielfalt

Schnelle Evolution durch Magnetfeld-Kollaps

Klimaaktivisten wollen RWE Gebiet abkaufen

Klimakrise

Klimaaktivisten wollen RWE Gebiet abkaufen