24 Milliarden Kilometer entfernt:Raumsonde Voyager an Erde: Bin gesund!

Lesezeit: 2 min

Seit September 1977 im All unterwegs: Undatierte "Voyager"-Illustration der Nasa. (Foto: NASA/dpa)

Nach Monaten des Schweigens meldet sich "Voyager 1" wieder vom Rand des Sonnensystems. Ingenieure haben ein Update an die seit 46 Jahren fliegende Sonde geschickt. Nachrichten von einer Unermüdlichen.

Von Christian Weber

Strahlende Gesichter, Händeklatschen, ein Mann hat sogar beide Arme hochgerissen - Jubel im Kontrollraum. Man kennt solche Szenen von anderen Weltraummissionen, etwa wenn eine neue Rakete erfolgreich abgehoben oder gar eine Mondlandung geklappt hat. Auf dem jetzt von der Nasa verschickten Foto wird jedoch ein anderes Event gefeiert: Die Raumsonde Voyager 1 hat wieder gefunkt. In Menschensprache übersetzt mit ungefähr solcher Botschaft: "Bin gesund, mache weiter. Bald Neues von mir hier oben." Klar, sie ist nur eine Maschine, aber bei ihrer Geschichte ist ein bisschen Menscheln erlaubt.

Die gerade mal 825,5 Kilogramm schwere Sonde ist einfach unverbesserlich. Gestartet am 5. September 1977 von der berühmten Rampe auf Cape Canaveral in Florida, hat sie wieder mal eine Krise überwunden. Ursprünglich war sie nur auf eine Lebensdauer von mindestens vier Jahren ausgelegt, nun fliegt sie schon seit 46 Jahren immer tiefer ins All. Sie ist das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt. Und der Zwilling von Voyager 2, die einige Tage zuvor auf einer anderen Laufbahn gestartet war und ebenfalls am Rand des Sonnensystems unterwegs ist.

SZ PlusPhysik
:Das Rätsel der Dunklen Materie

Italienische Wissenschaftler wollen die unsichtbare Masse aus dem All gemessen haben. Doch keine andere Gruppe konnte das bisher bestätigen. Kann ein neues Experiment Klarheit schaffen?

Von Theresa Palm und Sara Scholz (Infografik)

Am Montag dieser Woche kam die Antwort. Operation geglückt!

Am 14. November vergangenen Jahres hatte Voyager 1 den Technikern und Forscherinnen im Kontrollraum im "Jet Propulsion Laboratory" der Nasa in Südkalifornien mal wieder Stress gemacht. Hatte plötzlich aufgehört, lesbare wissenschaftliche und technische Daten zu senden. Immerhin konnten die irdischen Kontrolleure auch aus gut 24 Milliarden Kilometer Entfernung feststellen, dass die Sonde weiterhin auf Kurs ist und auf Kommandos reagiert. Also war zumindest keine kosmische Kollision zu vermelden. Aufatmen auf der Erde.

Tatsächlich fanden Nasa-Ingenieure im März dieses Jahres sogar die Ursache für das plötzliche Schweigen der Sonde: eine Fehlfunktion in einem der drei Computer an Bord, dem sogenannten Flight Data Subsystem (FDS). Dieses Modul verpackt und verschickt normalerweise die Daten an die Erde. Ein FDS-Chip konnte einen bestimmten, für den Datenexport notwendigen Code nicht mehr ablesen. Den Technikern gelang es nun, diesen Code in andere Bereiche des FDS-Speichers neu zu platzieren. Keine einfache Übung, wenn man bedenkt, dass jedes Radiosignal 22,5 Stunden braucht, um die Sonde zu erreichen, und die Antwort genauso lange dauert. Am 18. April sandte die Nasa den Korrekturbefehl, am Montag dieser Woche kam die Antwort. Operation geglückt!

Nun fliegt und sendet Voyager 1 weiter, entfernt sich mit jeder Stunde 61 000 Kilometer weiter von der Erde. Der Treibstoff für die Korrektur der Position wird vermutlich noch bis 2040 reichen, die Radionuklid-Batterien für die Versorgung der Elektronik werden irgendwann schwächeln, die thermoelektrischen Elemente sich abnutzen. Früher oder später wird die Sonde notwendigerweise endgültig verstummen. Vermutlich wird der Kontakt zur Erde irgendwann in den 2030ern abreißen.

Doch Voyager wird immer weiterfliegen, wenn der Vorbeiflug am Jupiter (März 1979) und Saturn (November 1980) bereits graue Geschichte ist. In etwa 40 000 Jahren wird sie den Stern Gliese 445 erreichen. Und falls sie unterwegs Aliens begegnet, hat sie eine mit Gold überzogene Datenplatte aus Kupfer dabei, aus der sich lernen lässt, dass in der Milchstraße Menschen leben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKosmologie
:Wie die Welt untergeht

Die Tage der Erde sind gezählt und das liegt nicht am Menschen. Wie wird das Ende ablaufen? Ein Blick in eine Zukunft, die ganz sicher apokalyptisch wird.

Von Christian Weber

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: