Größenwahn trotz mieser Zahlen: Tesla will zwei Millionen Autos in Deutschland bauen

Die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin soll kräftig wachsen

Die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin soll kräftig wachsen

Foto: Paul Langrock/laif

Grünheide (Brandenburg) – Zweck-Optimismus oder Größenwahn? Tesla will die Kapazität seiner deutschen E-Autofabrik vervielfachen, die Belegschaft auch. Doch jetzt werden 700 Mitarbeiter entlassen. Der Millionen-Plan hat einen anderen Grund.

Die 200 Gäste der Grünheider Gemeinderatssitzung trauten am Dienstagabend ihren Ohren kaum: Zwei Millionen Autos will Tesla jährlich in seiner Gigafactory bauen – mit 40 000 Mitarbeitern. Das erklärten Manager des US-Konzerns.

Erstaunlich, denn: bisher schafft das Tesla-Werk nur 6000 Autos wöchentlich, mit 12 500 Mitarbeitern. Für die nächste Ausbaustufe hat der Konzern eine Million Autos jährlich beantragt. Doch 400 Angestellte und 300 Leiharbeiter müssen jetzt gehen. Denn die E-Auto-Flaute hat auch Tesla erreicht.

Firmen-Boss Elon Musk (52) nannte am Dienstagabend in Texas dramatische Zahlen: Teslas Umsatz sank im ersten Quartal um neun Prozent – erstmals seit Jahren. Der Gewinn brach um mehr als die Hälfte (55%) ein.

„Mit dem angekündigten Stellenabbau reagieren wir auf den momentanen E-Automarkt“, sagte Tesla-Mitarbeiterin Theresa Eggler, „es gibt keinen Zusammenhang mit unseren Erweiterungsplänen für die Gigafactory. Unser Ziel ist es, mittel- und langfristig weiterzuwachsen.“

Theresa Eggler von Tesla erklärte den Grünheidern die Ausbaupläne

Theresa Eggler von Tesla erklärte den Grünheidern die Ausbaupläne

Foto: Michael Sauerbier

Ob und wann die Nachfrage steigt – völlig offen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer prophezeit: „In den nächsten fünf Jahren passiert da nichts.“ Die von den Scheichs beschlossene Ölpreissenkung wird Benziner und Diesel noch attraktiver machen.

Hinter Teslas Millionen-Prognose steckt etwas Anderes: Mit den gigantischen Zahlen rechtfertigt der Autobauer seine geplante Flächenerweiterung. Für neue Lagerhallen und einen Güterbahnhof soll die Gemeinde Grünheide einen Bebauungsplan genehmigen. Mit Wald-Rodungen, gegen die Zweitdrittel der Einwohner stimmten.

Der Bebauungsplan für Lager und Bahnhof erhält nur wenig Wald

Der Bebauungsplan für Lager und Bahnhof erhält nur wenig Wald

Foto: Michael Sauerbier

Am 16. Mai stimmt der Gemeinderat Grünheide Gemeinderats über den Bebauungsplan ab – kurz vor der Kommunalwahl. Bis dahin sind die Tesla-Befürworter unter den Volksvertretern in der Überzahl. Der Güterbahnhof wird wohl kommen – auch ohne Millionen-Produktion.

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