BHP und Anglo American Ein Mega-Deal im Minensektor bahnt sich an

BHP profitiert vom Kupfer-Hoch Quelle: REUTERS

Der Bergbauriese BHP greift nach Anglo American. Es geht um Kupfer: Das Metall wird immer wichtiger, das Angebot hält nicht mit.

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Im Minensektor könnte eine der größten Übernahmen seit Jahren bevorstehen: Der australische Bergbauriese BHP hat Interesse am Konkurrenten Anglo American bekundet. Das Angebot sei unaufgefordert und unverbindlich eingegangen, an strenge Bedingungen geknüpft und werde jetzt geprüft, teilte Anglo American mit. Zu den Konditionen für eine mögliche Komplettübernahme gehöre die Abspaltung der Platintochter Anglo American Platinum und der Eisenerzbeteiligung Kumba Iron Ore. BHP will die Übernahme vollständig mit Aktien bezahlen.

Die Australier bewerten den Konkurrenten mit 31,1 Milliarden Pfund Sterling, umgerechnet 36,3 Milliarden Euro. Heruntergebrochen bietet BHP damit knapp 25,40 Pfund (29,70 Euro) je Aktie. Das ist ein Aufschlag von rund 15 Prozent auf den Schlusskurs von Mittwoch, vor Bekanntgabe der Offerte.

Die Aktie von Anglo American reagierte prompt: Zum Handelsstart am Donnerstag machte der Kurs einen Satz nach oben. Nach Angaben von Anglo American hat BHP laut Börsenregularien bis zum 22. Mai Zeit, ein bindendes Angebot vorzulegen. Die WirtschaftsWoche hatte bereits Ende März darauf hingewiesen, dass Anglo American wegen seiner niedrigen Bewertung als Übernahmekandidat infrage komme.

Hoher Bedarf, wenig Nachschub: Kupfer steht am Anfang eines Bullenmarktes. Die Aktienkurse von Bergbaufirmen heben ab.
von Frank Doll

Mit einer Übernahme von Anglo American, das in Südafrika gegündet wurde und seinen Firmensitz in London hat, würde sich BHP vor allem im Bereich Kupfer verstärken. Das Unternehmen baut das Industriemetall auf sechs Kontinenten ab. Im Jahr 2023 trug die Kupfersparte knapp ein Drittel zum Basisgewinn von Anglo American bei. Der Abbau weiterer Metalle wie Nickel und Mangan sowie die Gewinnung metallurgischer Kohle für die Stahlproduktion haben einen weitaus niedrigeren Anteil am Ergebnis. Die Diamantensparte – über eine Beteiligung am traditionsreichen Diamantensyndikat De Beers – ist zwar historisch interessant, für das Finanzergebnis des Konzerns aber kaum von Bedeutung.

BHP baut in der australischen Heimat sowie in Nord- und Südamerika Kupfer ab und verfügt nach eigenen Angaben über die größten Kupferressourcen weltweit. Der Konzern hat sein Kupfergeschäft schon im vergangenen Jahr  ausgebaut: Er übernahm für 6,4 Milliarden Dollar den australischen Wettbewerber Oz Minerals. Der betreibt in Australien mehrere große Minen, in denen Kupfer und Gold abgebaut werden.

Preise für Kupfer und Gold gehen steil nach oben

Das Übernahmeangebot für Anglo American zeigt, dass die Minenbranche in Bewegung ist. Die Preise für Kupfer und auch für Gold sind seit Jahresbeginn sprunghaft gestiegen. Kupfer hat sich seit Januar um fast 15 Prozent verteuert, auf zuletzt 9650 Dollar je Tonne. Gold ist nach einer leichten Korrektur seit Jahresbeginn fast 19 Prozent im Plus und notiert immer noch über der Marke von 2000 Dollar. Eine Feinunze kostete zuletzt 2327 Dollar. Der Abbau ist damit für Minengesellschaften wieder rentabler geworden. Kupfer ist ein wichtiges Nebenprodukt bei der Goldgewinnung, die Metalle treten oft gemeinsam auf.

Kupfer scheint nach dem jüngsten Anstieg etwas heißgelaufen zu sein, aber die langfristigen Aussichten sind gut. Das Metall wird für den Ausbau der E-Mobilität benötigt sowie für den Bau von Wind- und Solarparks. Die Nachfrage steigt also weiter. Das Angebot dürfte kaum Schritt halten. So kürzte etwa Anglo American jüngst sein Ziel für die Kupferproduktion 2024 von einer Million auf 730.000 bis 790.000 Tonnen. In den vergangenen Jahren wurde branchenweit zu wenig Geld in die Erschließung neuer Vorkommen investiert, und der Kupfergehalt in bestehenden Minen nimmt ab.

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Eine Konsolidierungswelle in der Minenbranche ist gleichwohl nicht zu erwarten. Es mangelt an günstigen Übernahmekandidaten. Eine Übernahme von Anglo American dürfte sich BHP gut leisten können. Für Freeport-McMoRan etwa müssten die Australier mehr als das Doppelte hinlegen. Der weltgrößte Kupferförderer aus den USA ist an der Börse derzeit mit knapp 70 Milliarden Dollar bewertet. Für risikobereite Privatanleger ist das Übernahmeangebot ein interessantes Signal: Es deutet darauf hin, dass in den Unternehmen der Branche mehr steckt, als die Börsen momentan einpreisen.

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