SZ-Klimakolumne:Immer diese Zukunft

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Der Film "2001: A Space Odyssey" kam vor 56 Jahren ins Kino. (Foto: AP/AP)

Die Frist für weniger CO₂-Emissionen rückt unerbittlich näher, trotzdem entkernt die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz. Leider tun sich Menschen generell schwer im Umgang mit der Zukunft.

Von Marlene Weiß

Es liegt in der Natur der Zukunft, dass sie stetig näher rückt, bis sie schließlich sogar die Frechheit hat, zur Vergangenheit zu werden. 1984 war noch weit entfernt, als George Orwell das Buch schrieb; ebenso das Jahr 2001, als Stanley Kubrick mit Arthur Clarke Drehbuch und Roman zum Film 2001: A Space Odyssey verfasste. Inzwischen liegt 1984 schon weiter zurück, als es bei Veröffentlichung des Buches im Jahr 1949 aus damaliger Sicht in der Zukunft... zugegeben, hier wird es verwirrend.

Das Jahr 2030 mag manchem auch noch angenehm weit weg erschienen sein, als die Bundesregierung 2021 das Klimaschutzgesetz (KSG) entwarf und die Einsparziele für 2030 erhöhte. Zwei Drittel weniger Emissionen als 1990 sollen es dann sein. Aber wie die Zeit vergeht: Schwups, sind aus neun Jahren (wenig, wenn man ehrlich ist) bis 2030 sechs geworden (sehr wenig).

Dass es zumindest im Verkehrssektor eng wird, wenn sich nicht bald etwas tut, lässt sich kaum noch leugnen. Praktischerweise dürfen mit der Änderung des KSG, die der Bundestag am Freitag verabschiedet hat, andere Bereiche einspringen, es zählt nur noch das Gesamtergebnis. Die Abschaffung dieser Sektorziele sehen viele Experten kritisch. Dafür richtet sich der Blick jetzt mehr nach vorn, es kommt stärker als bisher darauf an, ob die Prognosen bis 2040 im Einklang mit den Zielen stehen.

Leider fällt es dem Menschen grundsätzlich schwer, sich wirklich mit der Zukunft auseinanderzusetzen, wie mein Kollege Christoph von Eichhorn in einem lesenswerten Essay beschreibt. Bebildert ist es mit Werken der Fotografen Giulia Piermartiri und Edoardo Delille, die den Klimawandel auf Alltagsbilder projizieren.

Vielleicht hilft das ja, die Sache greifbarer zu machen. Denn eines ist bedauerlicherweise klar: Wenn uns schon die Zukunft so wenig gefällt, dass wir uns lieber nicht damit beschäftigen wollen, wie finden wir sie dann erst, wenn sie Gegenwart ist?

Ich wünsche Ihnen ein Wochenende, auf das Sie sich erst freuen, es dann genießen und sich hinterher gerne daran erinnern. Hoffentlich klappt das auch mit dem Jahr 2030 - schreiben Sie mir gerne Ihre Gedanken dazu an klimafreitag@sz.de.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag , den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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