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Bauen ohne Emissionen?: Deutsche Firma will mit neuem Super-Schluck-Beton das Klima retten
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In einem Werk in Soltau soll der erste klimapositive Beton überhaupt produziert werden
80 Sekunden In einem Werk in Soltau soll der erste "klimapositive" Beton überhaupt produziert werden
Samstag, 27.04.2024, 08:51

Beton hat eine miserable Klimabilanz. Ein deutsches Unternehmen will das ändern - mit dem ersten Beton, der mehr CO2 aufnimmt als verursacht. Kann das funktionieren?

Der Name ist schon mal Programm. „Bton Fertigteilwerk GmbH“ heißt die Firma, die den wichtigsten Stoff der Bauindustrie komplett neu und klimaneutral gedacht haben will. Bei „Bton“ fehlt das „e“, was für den Wegfall von Emissionen stehen soll.

Sollte sich die Idee des 2021 gegründeten Unternehmens durchsetzen, hätte es eines der größten Klimaprobleme überhaupt gelöst. Denn die Herstellung von Zement und Beton ist extrem kostenintensiv, gleichzeitig ist die Bauindustrie in großen Mengen auf den Grundstoff angewiesen. Sieben bis acht Prozent der jährlichen weltweiten CO2-Emissionen gehen alleine auf das Konto der Zement- und Betonproduktion.

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„Das ist wirklich unglaublich!“

Am Donnerstag nun hat „Bton Fertigteilwerk“ im niedersächsischen Soltau die erste deutsche Fabrik eröffnet, die „klimapositiven“ Beton herstellt. „Klimapositiv“ ist so etwas wie die bessere Version von „klimaneutral“: Der hergestellte Beton soll mehr CO2 einsparen als er in der Atmosphäre freisetzt. Am Ende würde man dem Klima etwas Gutes tun, je mehr Beton man herstellt.

Die Idee klingt zu gut, um wahr zu sein. „Klimapositiver Beton? Das ist wirklich unglaublich!“, zitiert das Unternehmen in einer Pressemitteilung den US-Stararchitekten und Nachhaltigkeitspionier William McDonough. Funktionieren soll das Ganze mit neuen Betonrezepturen und einer eigens entwickelten Mischtechnologie.

Beton wird normalerweise hergestellt, indem Wasser, Zement, Kies und Sand miteinander vermischt werden. Damit Wasser und Zement im benötigten Maße miteinander reagieren, musste der Zement große Anteile von sogenanntem Klinker enthalten. Dieser Klinker wiederum muss bei Temperaturen von 1450 Grad hergestellt werden, was gewaltige Mengen Kohlendioxid freisetzt.

„Wir werden mit offenen Armen aufgenommen“

Bton wiederum will nun eine „hybride Mischtechnologie“ entdeckt haben, bei der auch Zement verwendet werden kann, der wesentlich weniger Klinker enthält als gewöhnlich. Bis zu 80 Prozent der Emissionen will das Unternehmen alleine dadurch einsparen. Möglich sei es aber auch, Stoffe beizufügen, die zuvor CO2 aus der Atmosphäre geschluckt haben - etwa Pflanzenkohle, die im Grunde vollständig aus Kohlenstoff besteht. Dann wäre der Herstellungsprozess des Betons sogar „klimapositiv“.  

„Wir werden überall von Politik, Wohnungswirtschaft und Industrie mit offenen Armen aufgenommen“, sagt Thomas Demmel, Geschäftsführer von Bton. Denn der neue Beton soll auch leichter sein, in Form von Fertigteilen soll er auch den Wohnungsbau ankurbeln. Insgesamt 1,25 Millionen Euro Förderung kamen von der EU.

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Zehn Gigawerke geplant

Hat da ein deutsches Unternehmen wirklich den heiligen Gral des nachhaltigen Bauens entdeckt? „Wenn die Firma alles, was sie sich vorgenommen hat, umsetzen kann, umfasst das ein breites Spektrum dessen, was in der Betontechnologie derzeit erforscht wird“, sagte Thorsten Leusmann, Beton-Experte der TU Braunschweig, der „Tagesschau“ . Außerdem stellten sich Fragen der Wirtschaftlichkeit. Darüber hinaus sei unklar, ob es nicht zu ambitioniert sei, mehrere große Probleme gleich in einem einzigen Werk lösen zu wollen.

Bei Bton plant man aber ohnehin längst größer. „Zugleich planen wir die Eröffnung von zehn weiteren Gigawerken in den nächsten drei Jahren“, sagt Geschäftsführer Demmel. Erste Anfragen gebe es unter anderem aus den USA, Singapur und dem arabischen Raum. „Wir denken auch international.“

flr
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