Batteriefabrik Porsche / Cellforce
Stimmt Porsche für die USA und gegen die Heimat?

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Porsche steht vor der Entscheidung, wo die Cellforce-Batteriezellfabrik gebaut wird. In den USA winken Milliarden-Subventionen. Und was ist mit Baden-Württemberg?

Stimmt Porsche für die USA und gegen die Heimat?
Foto: Cellforce

Ohne China geht es nicht. Beim Absatz, bei der Elektronik und bei der Batterietechnik. Dass Porsche zumindest bei der Batterie eine Ausnahme bildet, hat der Sportwagenbauer bereits 2021 gezeigt, als er zusammen mit dem norddeutschen Batteriespezialisten Customcells ein Joint Venture gründete, das Hochleistungszellen für den Autobauer entwickeln und später fertigen sollte. Mittlerweile ist Cellforce ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Porsche AG und das Joint Venture Geschichte.

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Es geht um einen zweiten Standort

Cellforce startete im schwäbischen Reutlingen-Kirchentellinsfurt nahe Tübingen mit dem Ziel, eine jährliche Zellkapazität von 100 Megawattstunden zu produzieren. Das hätte für etwa 1.000 Fahrzeuge gereicht. Im Oktober 2022 war bereits die Rede von einer Gigawattstunde Jahresproduktion. Mittlerweile wird die erste Gigafactory (1,3 Gigawattstunden) gebaut und soll ab Mitte 2024 fertig sein.

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Doch selbst diese Menge an Batteriezellen wird in Zukunft nicht ausreichen. Mittlerweile stehen Kapazitäten für Hochleistungszellen von bis zu 20 GWh im Raum, was entsprechend für 180.000 bis 200.000 Elektroautos ausreichen würde. Technisch und baurechtlich gesehen, könnte der Standort bei Tübingen dafür erweitert werden. Doch eine komplett neue Fabrik in den USA oder Kanada scheint für Porsche attraktiver zu sein.

Poker um Fördergelder und Konditionen

Cellforce ist nicht das einzige Unternehmen, das dabei vom US-Inflation-Reduction-Act profitieren könnte – dem gewaltigen Förderprogramm der Biden-Regierung. Bei einem Bau einer solch großen Batteriezell-Fabrik, die laut Porsche mehrere Milliarden Euro kostet, würden in den USA fast zwei Milliarden Euro Fördermittel winken. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg rechneten die Schwaben bisher mit einem öffentlichen Zuschuss von 700 bis 800 Millionen Euro.

Die Milliarden-Subventionen sind sicher der wichtigste Faktor für eine Standort-Entscheidung – doch nicht der Einzige. Energiepreise, bürokratische Hürden und andere Standortfaktoren wie Personalsituationen können am Ende den Ausschlag geben. Porsche jedenfalls würde mit einer eigenen Batteriefabrik in den USA Neuland betreten. Bisher produzieren die Zuffenhausener ausschließlich in Europa.

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Porsche wird Zellhersteller und -lieferant

Für Porsche ist der Einstieg ins Batteriegeschäft ein gewaltiger Schritt. Denn damit will sich der Autobauer unabhängiger von Zulieferern machen. Die Zellen des Porsche Taycan kommen beispielsweise vom koreanischen Batteriehersteller LG. Mit der Kapazität von 20 GWh könnte Porsche eventuell sogar Zellen an andere Autobauer liefern. Andererseits will der Sportwagenbauer 2030 seinen Elektro-Anteil beim Neuwagenabsatz auf 80 Prozent gesteigert haben. 2022 haben die Zuffenhausener fast 310.000 Fahrzeuge verkauft – 80 Prozent davon wären 248.000 Stück.

Wo genau die Hochleistungszellen aus dem Werk bei Tübingen eingesetzt werden, ist noch nicht offiziell. Am Rande der Präsentation des neuen Hypercar-Konzepts Mission X war aber zu hören, dass die Batterie nicht unbedingt aus dem ehemaligen Joint-Venture stamme, aber "einen vergleichbaren Hintergrund" habe. Oben in der Galerie finden Sie Bilder von der Präsentation des Hypercars, das doppelt so schnell laden soll wie der Porsche Taycan Turbo S.

Aufgrund der Menge von 20 GWh, die Cellforce künftig produzieren soll, wäre zum Beispiel denkbar, dass Porsche die Akkus für den neuen Elektro-Cayman und -Boxster einsetzt, den das Unternehmen ab 2025 auf den Markt bringen will.

Trennung von Customcells

Cellforce ist kein Gemeinschaftsunternehmen mehr. Joint-Venture-Partner Customcells erklärte im Sommer 2023 gegenüber auto motor und sport, dass man sich aus dem Unternehmen zurückgezogen habe. Der Autobauer bestätigte, dass die Porsche AG die Anteile der Customcells Holding GmbH übernommen habe und seit dem 16. Mai Alleineigentümer der Cellforce Group sei. "Ziel ist es, mittelfristig den Zellherstellungsprozess zu skalieren – gegebenenfalls sogar an weiteren Standorten."

Die Produktion selbst solle in sehr kleinen Volumina im Frühjahr 2024 starten, die Massenfertigung in zwei bis drei Jahren beginnen. Getrennte Wege gehen Customcells und Porsche allerdings nicht. "Über ihren Venture-Capital-Arm bleibt die Porsche AG als Gesellschafter bei Customcells engagiert", heißt es aus Zuffenhausen.

Batterieexperte zu klein für Milliardeninvestition

Zum Ausscheiden des einstigen Cellforce-Gründers Customcells kam es laut dem Medienbericht aufgrund der Vervielfachung der geplanten Fertigungskapazitäten und der dafür notwendigen Investitionen. Auch wenn Customcells zu den weltweit führenden Batterieexperten zählt, ist anzunehmen, dass dem Unternehmen aus Itzehoe für die nötigen Milliardeninvestitionen das Geld fehlte, um den Joint-Venture-Anteil von 27 Prozent weiter mitzufinanzieren.

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Fazit

Die Porsche-Tochter Cellforce möchte die Produktionskapazitäten für eigene Batteriezellen weiter hochfahren. Dafür ist ein zusätzliches Werk nötig, das nicht zwangsläufig an den bisherigen Standort in der Nähe von Tübingen gebaut wird. In den USA winken jedenfalls Fördergelder in Höhe von fast zwei Milliarden Euro. Das Ringen um den neuen Fertigungsort der Schlüssel-Technologie ist noch nicht final entschieden.

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