Auffallen um jeden Preis? Längst keine gängige Attitüde mehr in unserer Gesellschaft. Und vielleicht auch ein Grund dafür, weshalb sich Autos mit Klapp- oder Faltdach auf dem Rückzug befinden. Nur 1,8 Prozent der Neuzulassungen entfielen 2023 auf Roadster und Cabrios – kein Wunder, dass die Hersteller das Sortiment immer weiter ausdünnen: Die Anzahl der auf dem deutschen Markt angebotenen Modelle hat sich in den letzten 15 Jahren in etwa halbiert. So sind einige einst beliebte Modelle wie das Opel Astra Cabrio oder die offene Version des VW Golf inzwischen vom Markt verschwunden.
Kein Problem jedoch, wenn man gegen den Trend schwimmen möchte, denn auf dem Gebrauchtwagenmarkt bleibt das Angebot an spannenden Modellen überaus umfangreich. Unsere sechs teils sehr unterschiedlichen Typen lassen sich alle mit einem halbwegs erträglichen Budget realisieren. Selbst das noch sehr junge VW T-Roc Cabriolet und der BMW Z4 Roadster der Generation E89 sind für rund 20.000 Euro erhältlich. Beim Fiat 500C und dem eleganten Opel Cascada finden sich junge Gebrauchte sogar unterhalb von 10.000 Euro.

Gebrauchtwagensuche: Alle Modelle aus unserer Übersicht

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
VW T-Roc Cabrio
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BMW Z4
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Opel Cascada
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Audi A3 Cabrio
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Fiat 500C
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Mini Cabrio
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Die trendigen Frischluft-Versionen von Mini und Audi A3 liegen mit Preisen ab rund 15.000 Euro im Mittelfeld unserer Auswahl. Wichtig für Cabrio-Gebrauchtkäufer: Mit dem Dach und seiner Mechanik kommen potenzielle Schwachstellen hinzu, die vor dem Kauf genau überprüft werden sollten. Worauf Sie jeweils achten müssen, erklären wir hier.

VW T-Roc Cabrio

Bauzeitraum: seit 2019
Leistung:
110 bis 150 PS
Preise: ab 22.000 Euro

Ein offenes SUV? Klingt erst einmal nach einem schweren Dekadenz-Anfall. Doch VW gelang die Kombination aus Hochsitz und Cabrio beim T-Roc mit sympathisch-spaßigem Pragmatismus. Statt mit prahlerischer Dominanz begeistert der offene T-Roc mit entspannt hohem Sitzen und genug Platz für vier Frischluftnasen.
Gebaut wird der Viersitzer mit geräumigem Fond bei Cabrio-Spezialist Karmann in Osnabrück. Die verpassten dem T-Roc ein cleveres, vollelektrisches Dach, das in weniger als zehn Sekunden nahtlos im Heck verschwindet und weder beim Öffnen noch beim Schließen zusätzliches Gefummel erfordert. Dazu ist die Kapuze ordentlich gedämmt und liegt auch bei höheren Geschwindigkeiten fest an. So gut, so einfach und deswegen wohl auch so erfolgreich.
VW T-Roc Cabrio 1.5 TSI evo2
Bei Landstraßentempo bleibt die Brise im offenen T-Roc noch gemütlich, danach wird es stürmisch.
Bild: Volkswagen AG
Richtig in den Schatten gestellt wird der offene Crossover nur von seiner geschlossenen Version. Bei den Cabrios konkurriert der hochbeinige Nachfahre von Golf und Beetle Cabrio dagegen fast auf Augenhöhe mit dem Topseller von Mini (10.296 zu 8449 Zulassungen).
Wer befürchtet, dass der Oben-ohne-T-Roc seine guten Manieren verloren hat, dürfte von einer Probefahrt angenehm überrascht zurückkehren. Federungskomfort, Antriebsabstimmung und die direkte Lenkung passen auch hier ziemlich perfekt. Schade: Trotz rund 200 Kilogramm Übergewicht im Vergleich zum Viertürer gibt es das T-Roc-Cabrio nur als Benziner mit Dreizylinder (110 und 115 PS) und als 150 PS starken Vierzylinder. Allradantrieb, durchzugsstarke Diesel und auch der kraftvolle Zwei-Liter-Turbo bleiben dem geschlossenen T-Roc vorbehalten.
Schwachstellen: Neben Kofferraumeinbußen (etwa 150 Liter weniger als die geschlossenen Versionen) muss man sich im offenen T-Roc mit lahmen Navis und mehr Plastik als im Golf arrangieren. Beim 1.5er-TSI tritt gelegentlich ein Ruckeln im mittleren Drehzahlbereich auf. Dagegen soll ein Software-Update helfen. Beim Verdeck unbedingt auf Scheuerstellen achten: Je nachdem, wie gern der Vorbesitzer offen unterwegs war, kann es teils deutlichen Abrieb unterhalb der gläsernen Heckscheibe geben, die beim Öffnen am darunterliegenden Stoff schleift.

BMW Z4 (E89)

Bauzeitraum: 2009 bis 2016
Leistung: 156 bis 340 PS
Preise: ab 23.000 Euro
In der modernen Roadster-Geschichte von BMW ist der Z4 der Baureihe E89 eine echte Ausnahmeerscheinung. Denn nur diesem Roadster verpasste BMW ein stählernes Klappdach. So wollten die Bayern das vereinen, was zuvor zwei verschiedene Autos waren, nämlich Z4 Roadster und Z4 Coupé. Doch wer es allen recht machen will, der hat es nicht leicht – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der E89 wiegt rund 200 Kilogramm mehr als sein Vorgänger. Die sportliche Leichtigkeit war dahin, über den guten Komfort beschwert sich hier hingegen keiner. Dazu kompensieren die bis zu 340 PS starken Antriebe das hohe Gewicht.
BMW Z4 sDrive35is
Das elektrohydraulische Dach des Z4 sorgt im Alter für Kummer. Vor dem Kauf genau checken!
Bild: Ronald Sassen
Die sparsamen, aber durchzugsstarken Vierzylinder-Turbos wurden erst 2011 nachgereicht, zum Start gab es nur Sechszylinder. Noch heute beeindruckend: Der aufgeladene Reihensechser N54 mit 306 und 340 PS stupst den 1,6-Tonner in rund fünf Sekunden auf Tempo 100.
Schwachstellen: Das komplizierte Dach zeigt sich im Alter anfällig, Ölflecken im Innenraum enttarnen defekte Hydraulikleitungen. Defekte Kabel, Relais, Sensoren und Schalter bringen die Mechanik zum Stocken. Teilweise undicht ist der Kofferraum. Wird die Hydraulikpumpe durch Nässe beschädigt, kostet der Austausch rund 2500 Euro plus Aus- und Einbau. Eine umfassende Dachreparatur schlägt mit etwa 5000 Euro zu Buche.

Opel Cascada

Bauzeitraum: 2013 bis 2019
Leistung: 120 bis 200 PS
Preise: ab 10.000 Euro
Was für ein Opel! Aus jeder Perspektive ist der Cascada gelungen: Ob von vorn oder hinten, geschlossen oder offen – das knackige Blechkleid wirkt noch heute, fast fünf Jahre nachdem der offene Viersitzer vom Markt genommen wurde, wie ein Volltreffer. Das vielversprechende Äußere enttäuscht auch nicht nach dem Blick unter die Stoffhaut des Verdecks. Die ist beim höheren Modell Innovation etwas dicker gefüttert, das Komfortverdeck gab es allerdings auch gegen Aufpreis. Sogar Standheizung, Verstellfahrwerk oder adaptives Fahrlicht standen in der Preisliste. Selbst bei den Stofffarben des Verdecks konnten die Kunden ein Wörtchen mitreden.
Opel Cascada
Der Cascada wirkt kleiner, als er ist. Sein hohes Gewicht kann er aber nicht so gut kaschieren.
Bild: Raetzke
Kein offener Astra-Abklatsch also, sondern tatsächlich ein höher positioniertes Modell, das preislich (ab 26.000 Euro) aber auf dem Boden blieb. Nur das hohe Gewicht von 1,8 Tonnen macht den Cascada trotz sportlicher HiPer-Strut-Vorderachse mit entkoppelten Achsschenkeln zwangsläufig zum entspannten Cruiser.
Schwachstellen: Die großen, schweren Türen führen teilweise zu knackenden Türfangbändern. Das Stoffverdeck sollte auf Scheuerstellen und Risse untersucht werden. Teilweise trat verfrühter Verschleiß auf, weshalb Opel das an sich solide Dach auf Kulanz tauschte. Undichtigkeiten können an der gläsernen Heckscheibe auftreten, die sich teilweise im unteren Bereich löste. Die Automatik harmoniert besser mit dem Benziner als den Dieseln.

Audi A3 Cabrio (Typ 8V)

Bauzeitraum: 2014 bis 2020
Leistung: 115 bis 310 PS
Preise: ab 15.000 Euro
Ein bisschen Anlauf hat Audi benötigt, um den offenen A3 so harmonisch proportioniert auf die Räder zu stellen. Doch nach dem etwas pummeligen Erstaufschlag begeistert die optisch deutlich gelungenere zweite Generation nun auch dann, wenn man vor dem Auto steht und den offenen Zweitürer nur mit den Augen genießt. Bessere Platzverhältnisse gibt es obendrein, der mehr als 20 Zentimeter längere Opel Cascada hat da nicht mehr zu bieten. Und trotz eines Mindestgewichts von knapp 1,5 Tonnen fühlt sich der dachlose Kompakte beim Fahren fast so agil wie der Sportback an.
Audi A3 Cabrio 1.4 TFSI
Pummelheck ade: Die zweite Generation des A3 Cabrio ist optisch gefälliger als der Vorgänger.
Bild: Sven Krieger
Tolle Verarbeitung, eine breite Motorenpalette und teure Extras – alles typisch Audi. Gebrauchte differenzieren sich in der Ausstattung teilweise erheblich, nicht jedes A3-Cabrio hat ein Virtual Cockpit, schicke, große Räder oder eine Nackenheizung. Immerhin besitzen alle ein gut gedämmtes Verdeck, das sich auch beim Fahren (bis 50 km/h) vollautomatisch öffnen lässt.
Schwachstellen: Aufgrund der komplexeren Mechanik kommt es beim A3 Cabrio zu mehr Geräuschentwicklung während der Fahrt. Bereits gepflegte Dichtungen helfen, Geräusche zu reduzieren. Einige Besitzer beschweren sich über klappernde Türverkleidungen. Schwache Batterien erzeugen schnell Fehlermeldungen im Verdeck-Steuergerät, was dann die Mechanik lahmlegt.

Fiat 500C

Bauzeitraum: seit 2009
Leistung: 69 bis 179 PS
Preise: ab 6000 Euro
Nur ein großes Faltdach? Wer jetzt mosert, dass der 500C eigentlich kein richtiges Cabrio sei (fest stehende Dachsäulen etc.), der hat den knuffigen Italiener noch nicht bei bestem Frühlingswetter genossen. Weil die Stoffhaube bis 60 km/h komplett hinter den Köpfen der Fondpassagiere verschwindet, ist das Oben-ohne-Gefühl wirklich authentisch. Kein Wunder, dass sich rund ein Viertel der 500-Käufer für die Faltdach-Variante entscheidet.
Seit fast 15 Jahren ist der 500er mit Softtop auf dem Markt. Im Laufe der Zeit hat Fiat den 500C immer wieder überarbeitet, sodass der ohnehin zeitlose Retro-Italiener bis heute frisch wirkt. Doch das Fahrwerk bleibt hoppelig, die Lenkung gefühllos und der Innenraum eng, besonders im Fond.
Fiat 500C Hybrid
Charme-Offensive: Mit offenem Faltdach wird das Fahren im Fiat 500C zu einem besonders luftigen Erlebnis.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Ganz klar, als Globetrotter hat Fiat den 500C nie konzipiert, als Cityhopper funktioniert er dagegen überragend. Dass es den vollelektrischen Nachfolger mittlerweile parallel auch als Cabrio gibt, wirkt sich positiv für Gebrauchtkäufer aus: Selbst drei Jahre alte Modelle mit Jahreswagen-Laufleistung und dem sparsamen Hybrid-Dreizylinder finden sich für unter 10.000 Euro. Doch auch die bis zu 180 PS starken Abarth-Versionen ließen sich mit Softtop ordern.
Schwachstellen: Technisch schwächelt der 500C etwas, die Problemzonen reichen von rasant rostenden Endschalldämpfern über elektronische Macken bis hin zu Qualitätspatzern wie sich lösenden Verkleidungsteilen oder abplatzendem Chrom. Positiv: Das Dach hält in der Regel dicht, wenn nicht, liegt es vornehmlich an elektronischen Problemen, weil die Endposition beim Schließen verkannt wird. Beim TÜV fällt bereits bei Dreijährigen Ölverlust am Antrieb auf. Daher sollten auch ganz junge Gebrauchte auf der Hebebühne gecheckt werden.

Bildergalerie

VW T-Roc Cabrio 1.5 TSI evo2
VW T-Roc Cabrio
VW T-ROC CABRIO 1.5 TSI DSG
Kamera
Sechs Cabrios im Gebraucht-Check

Mini Cabrio (F56)

Bauzeitraum: 2016 bis 2024
Leistung: 102 bis 231 PS
Preise: ab 14.000 Euro
Alles richtig gemacht: Beim Blick auf die Verkaufszahlen klatschen die Mini-Macher selbstbewusst ab. Schließlich haben sie ordentlich abgeliefert und die Mini-Kunden maximal glücklich gemacht. Bei den Kleinwagen besitzt der spaßige Lifestyler einen edlen Sonderstatus, als Cabrio potenziert sich das Glück, hier wird die Fahrfreude zum ungefilterten Erlebnis. In weniger als 20 Sekunden verschwindet das Dach im Heck – und all das, was einen Mini ausmacht, lässt sich dann noch purer und ungefilterter erfahren.
Mini Cooper Cabrio
Das elektrische Verdeck des Mini Cabrio besitzt eine Schiebedachfunktion bis 40 km/h.
Bild: Ronald Sassen
Die direkte Lenkung, das innige Verhältnis der Reifen zum Asphalt und die aufgeweckten Antriebe begeistern. Bereits der gut gedämmte und harmonisch klingende Dreizylinder liefert in der 136-PS-Version gute Fahrleistungen. Mehr Power bieten der Cooper S (178/192 PS) und der besonders sportlich ausgelegte John Cooper Works mit 231 PS, der viel straffer federt als der Cooper S.
Schwachstellen: Beim Verdeck verzichtet Mini auf eine Hydraulik, die Mechanik der leichten Stoffkapuze funktioniert rein elektrisch. Teils treten Undichtigkeiten im Bereich der Seitenscheiben (Waschanlagen-Test) auf, auch Aussetzer der Mechanik aufgrund von Sensorfehlern kommen vor. Die Doppelkupplung (ab 2018) arbeitet beim Anfahren nicht immer so geschmeidig wie die Automatik.