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ARD-Sonntagskrimi Der Köln-»Tatort« im Schnellcheck

Der Kommissar träumt von der Liebe, eine Schlagersängerin vertuscht ihre Vergangenheit, ein Althippie dreht den Drogenrock voll auf: Dieser »Tatort« ist die Exzessversion einer 60-plus-Party – zärtlich, düster, riskant.
Darsteller Dietmar Bär (l.), Klaus J. Behrendt (M.) und Roland Riebeling: Sarkasmus, Sentiment und Suspense

Darsteller Dietmar Bär (l.), Klaus J. Behrendt (M.) und Roland Riebeling: Sarkasmus, Sentiment und Suspense

Foto: Martin Valentin Menke / WDR

Das Szenario:

Ballauf in Love. In den gut 25 Jahren, in denen wir ihn als TV-Ermittler kennen, haben wir ihn ja schon in den unterschiedlichsten Betten aufwachen sehen, doch nun soll es für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) mit dem Streunerleben vorbei sein: Die Journalistin Nicole (Jenny Schily) ist seine große späte Liebe, mit ihr will er den Rest seines Lebens verbringen. Problem: Die neue Flamme ist mit der Ex-Schlagergröße Mariella Rosanelli (Leslie Malton) befreundet, in der die Ermittler die Hauptverdächtige in einem komplexen Erpressungs- und Mordfall ausgemacht haben.

Der Clou:

Sarkasmus, Sentiment und Suspense. Dieser komplexe Krimi, der weit in die Vergangenheit zu Missbrauchsfällen im linksalternativen Milieu zurückführt, wechselt konstant Stimmung und Stoßrichtung. Verantwortlich zeichnet das eingespielte Duo Wolfgang Stauch (Buch) und Torsten C. Fischer (Regie), das zuvor schon den mit grandiosem Jazz-Soundtrack inszenierten Kölner Fall um einen abgehalfterten Tierarzt-Darsteller (»Der Arzt, dem die Sauen vertrauen«) geliefert hatte.

Leslie Malton als Mariella Rosanelli: Liebe Grüße an die MDR-Schlagerfreunde!

Leslie Malton als Mariella Rosanelli: Liebe Grüße an die MDR-Schlagerfreunde!

Foto: Martin Valentin Menke / WDR

Das Bild:

Schlagerschlachtross bei letzter Schlacht. In einer Szene schmettert Sängerin Rosanelli ihren alten Hit »Der Mann, bei dem sich’s lohnt« auf einem Betriebsfest melancholisch in die Menge: »Barmann, ich will Tonic-Gin/ Viel Gin und wenig Tonic drin«. Das Lied wurde extra für den »Tatort« geschrieben und von Rosanelli-Darstellerin Malton gesungen: Es gibt sogar ein ganzes Video dazu, in dem MDR-Schlager-Wohlfühl-Atmo nachgeahmt wird .

Der Dialog:

In der Wohnung eines Spanners, der eine Mordtat beobachtet haben könnte. Die Kommissare nehmen den Mann hart in die Zange.

Ballauf: »Das Foto wurde definitiv von diesem Scheißfenster hier aufgenommen.«

Spanner: »Ich hatte Besuch, von Freunden. Ich habe megaviele Freunde.«

Ballauf: »Sie haben nicht da gesessen und gespannt? Hä? Dieser Scheißsessel hier, der ist doch durchgesessen wie ein Beichtstuhl in Tijuana.«

Der Song:

»Silly Sally« von Sweet Smoke . Der marihuana- und LSD-befeuerte psychedelische Rock des in New York gegründeten Musikkollektivs läuft, als ein zauseliger Secondhand-Plattenhändler mit Sponti-Vergangenheit in seinem Plattenladen ausgehorcht wird. Gut möglich, dass der Kölner Musikdealer die US-Band noch zu ihren Hochzeiten persönlich kennengelernt hat: Auf einer Tour zwischen Amsterdam und Indien sind die Drogenvögel Anfang der Siebziger am Rhein hängen geblieben.

Die Bewertung:

8 von 10 Punkten. Promille-Schlager, Drogenrock und der unvermeidliche Liebesabsturz von Ermittler Ballauf: Der »Tatort« als Exzessversion einer 60-plus-Party, anrührend.

Die Analyse:

Lesen Sie bitte hier weiter !

»Tatort: Diesmal ist es anders«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

Fotostrecke

Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick

Foto: Claudia Konerding / dpa