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Biennale in Venedig Papst Franziskus besucht Vatikan-Ausstellung in Frauengefängnis

Erst per Helikopter, dann im Motorboot: Der Papst ist zur Biennale nach Venedig gereist. Nach dem Besuch einer Kunstausstellung in einem Frauengefängnis steht eine heilige Messe auf dem Markusplatz an.
Papst Franziskus bei seinem Venedig-Besuch: Eine Kunstausstellung im Gefängnis zeigt das tägliche Leben der Insassinnen

Papst Franziskus bei seinem Venedig-Besuch: Eine Kunstausstellung im Gefängnis zeigt das tägliche Leben der Insassinnen

Foto:

Vatican Media / EPA

Zum ersten Mal hat das Oberhaupt der katholischen Kirche die Kunstbiennale in Venedig besucht. Kunst spiele eine wichtige Rolle im Kampf gegen »Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ungleichheit und für das ökologische Gleichgewicht«, sagte Papst Franziskus.

Am Sonntagmorgen war er mit dem Hubschrauber auf der Giudecca gelandet. Die Inselgruppe im Süden Venedigs ist ein Schauplatz der zurzeit in der Stadt laufenden 60. Biennale für zeitgenössische Kunst. Im dortigen Frauengefängnis besuchte der Papst eine Ausstellung über das Leben der Inhaftierten.

Die Kunstwerke waren im Dialog mit den gefangenen Frauen entstanden. Vom Vatikan beauftragte Künstler hatten sich bemüht, deren Realität einem Publikum begreifbar zu machen, das noch nie in einer Haftanstalt war. »Con i miei occhi« (»Mit meinen Augen«) heißt der Pavillon und kann per Voranmeldung im Internet besucht werden.

Papst Franziskus: Auf dem Platz vor der Basilika Santa Maria della Salute traf er sich mit jungen Menschen

Papst Franziskus: Auf dem Platz vor der Basilika Santa Maria della Salute traf er sich mit jungen Menschen

Foto: Yara Nardi / REUTERS

Der 87-Jährige begrüßte die etwa 80 Gefangenen in der Haftanstalt einzeln. Er mahnte bessere Bedingungen für die Insassinnen an und forderte sie dazu auf, ihr Leben »Stück für Stück, gemeinsam und mit Entschlossenheit« während der Zeit hinter Gittern wieder aufzubauen. »Das Leben in Gefängnissen ist harte Realität. Überbelegung, fehlende Einrichtung und Mittel sowie Gewalt sorgen für viel Leid.« Aber Gefängnisse könnten »auch zu Orten für eine seelische und körperliche Wiedergeburt werden«, sagte er. Die Strafvollzugsbehörden sollten Insassinnen Raum für »menschliches, spirituelles, kulturelles und berufliches Wachstum« bieten und so für ihre »gesunde Wiedereingliederung« sorgen.

»Heute ist es nötiger denn je, klar zwischen Kunst und Markt zu unterscheiden.«

Papst Franziskus

Zudem warnte Papst Franziskus davor, die Kunst allein den Gesetzen des Markts zu überlassen. »Gewiss, der Markt fördert und kanonisiert, aber es besteht immer das Risiko, dass er die Kreativität »vampirisiert«, die Unschuld raubt und am Ende kalt entscheidet, was zu tun ist«, sagte er und betonte: »Heute ist es nötiger denn je, klar zwischen Kunst und Markt zu unterscheiden.«

Nach dem Gefängnisbesuch brach der Papst zur Basilika Santa Maria della Salute auf, einem Wahrzeichen am südlichen Ende des Canal Grande. Für den späten Vormittag war eine große Messe auf dem Markusplatz geplant.

Für Franziskus ist der Auftritt in Venedig die erste Reise seit einem Marseille-Besuch im September. Im vergangenen Dezember hatte er wegen einer Bronchitis seine Teilnahme bei der Uno-Klimakonferenz in Dubai absagen müssen. Am Karfreitag verzichtete er wegen gesundheitlicher Probleme kurzfristig auf die traditionelle Kreuzwegprozession in Rom. Auftritte absolviert er im Rollstuhl sitzend.

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme stehen für den Papst in den kommenden Monaten weitere Reisen an. Im Mai wird er in Verona erwartet, im Juli in Triest. Zudem plant der Vatikan eine zwölftägige Asienreise im September.

alw/AFP/dpa