Wirtschaft

Bettensperre wegen Personalnot Charité fährt 135 Millionen Defizit ein

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Trotz des Sparkurses: Die Charité schreibt 2023 tiefrote Zahlen.

Trotz des Sparkurses: Die Charité schreibt 2023 tiefrote Zahlen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Zwölf Jahre in Folge legt die Berliner Charité ausgeglichene Bilanzen vor. Im vergangenen Jahr schlagen vor allem Bettensperren wegen Pflegekräftemangels negativ zu Buche und sorgen für ein Millionenloch. Lauterbachs Klinikreform könnte der Vorzeigeklinik künftig helfen.

Die Berliner Charité hat das vergangene Geschäftsjahr mit dem höchsten Defizit ihrer Geschichte abgeschlossen. Das Minus betrage 134,6 Millionen Euro, erfuhr der "Tagesspiegel" aus der Berliner Koalition. Das Minus an der Charité wäre noch deutlicher ausgefallen, hätte die Spitze der landeseigenen Universitätsklinik vergangenen Sommer nicht einen Sparkurs angeordnet, heißt es in dem Bericht weiter.

Wie sich aus den bislang nur unter Fachleuten bekannten Zahlen ergebe, ließen sich durch strenge Ausgabenprüfungen fast 45 Millionen Euro einsparen. Eine Sprecherin der Charité wollte die aktuellen Zahlen auf Anfrage der Zeitung nicht kommentieren. Sie verwies auf die Aufsichtsratssitzung am 13. Mai - dann werde die Bilanz offiziell festgestellt. Noch im Herbst wurde intern mit einem Defizit von 70 Millionen Euro gerechnet.

An der Charité standen zuletzt kostenintensive Projekte an, die als sogenannte "Einmaleffekte" gewirkt haben könnten, schreibt der "Tagesspiegel". Dazu zählten etwa die Integration des "Berlin Institute of Health" und des bekannten Herzzentrums. Größter Posten im Defizit seien jedoch fehlende Krankenkassen-Erlöse, also zu wenige oder zu gering vergütete Behandlungen: Fast 118 Millionen Euro Defizit ließen sich in der Bilanz darauf zurückführen, schreibt die Zeitung.

Warten auf Lauterbachs Reform

Ein Grund dafür sei, dass Betten wegen fehlender Pflegekräfte gesperrt und somit Behandlungen abgesagt worden seien. Von fast 3100 Betten der Charité waren demnach bis zu 500 zwischenzeitlich nicht belegbar, weil Personal fehlte. Trotzdem sind laut dem Bericht die meisten Stationen der Charité stets betriebsbereit, wofür Energie, Material und Arzneimittel bezahlt werden müssen.

Samt Tochtergesellschaften, deren Ergebnis noch nicht in die oben erwähnte Bilanz einfloss, arbeiten fast 22.000 Beschäftigte an der Charité. Das Jahr 2022 schloss der Konzern bei einem Gesamtumsatz von 2,3 Milliarden Euro mit einem leichten Überschuss von 1,3 Millionen Euro ab. Es war das zwölfte Jahr in Folge mit ausgeglichenem Ergebnis.

Von der geplanten Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach derzeit vorantreibt, könnte die Charité künftig profitieren. Der SPD-Politiker will Kliniken in Leistungsgruppen mit Qualitätsvorgaben einteilen. Krankenhäuser sollen dann nicht mehr über Fallpauschalen, sondern verstärkt über ihr Angebot finanziert werden.

Quelle: ntv.de, mau

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