Oberbayern :
Murnau erinnert mit Gottesdienst an getötete Ukrainer

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Menschen stehen am 29. April 2024 in Murnau an der Stelle, wo zwei Tage zuvor zwei ukrainische Armeeangehörige mit schweren Stichverletzungen gefunden wurden. Der eine starb noch am Tatort, der andere in einem Krankenhaus.
Es gebe in der Gemeinde großes Mitgefühl und den Wunsch, das „schreckliche Schicksal“ der beiden Männer zu betrauern, sagt die stellvertretende Geschäftsleiterin Murnaus. Den Gottesdienst soll ein ukrainisch-orthodoxer Geistlicher mitgestalten.

Nach der Tötung zweier ukrainischer Soldaten in Murnau in Oberbayern plant die Gemeinde am Donnerstag einen Gedenkgottesdienst. „Wir haben gemerkt, dass hier im Ort großes Mitgefühl da ist und auch der Bedarf, das schreckliche Schicksal der beiden Ukrainer zu verarbeiten und zu betrauern“, sagte die stellvertretende Geschäftsleiterin des Marktes Murnau, Nina Herweck-Bockhorni, am Dienstag der F.A.Z. Deshalb habe Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP) die Idee zu dem Gottesdienst gehabt.

Es gebe eine größere ukrainische Community in der Gemeinde und im Landkreis Garmisch-Patenkirchen insgesamt, sagte Herweck-Bockhorni. „Das Zusammenleben in Murnau läuft sehr gut.“ Die Gemeinde ist mit etwa 12.150 Einwohnern die zweitgrößte des Landkreises.

„Es geht um das rein Menschliche“

Am Samstagabend waren auf dem Gelände eines Einkaufszentrums zwei Männer mit ukrainischer Staatsbürgerschaft gefunden worden, die durch Stichverletzungen schwer verletzt waren. Ein 36 Jahre alter Mann erlag diesen Verletzungen nach Angaben der Polizei noch vor Ort, ein 23 Jahre alter Mann starb kurz darauf in einem Krankenhaus. Noch am selben Abend wurde ein 57 Jahre alter Mann mit russischer Staatsbürgerschaft wegen dringenden Tatverdachts festgenommen.

Die Ukrainer sind nach Angaben von Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München Angehörige der ukrainischen Armee und hatten sich seit der zweiten Hälfte des Jahres 2023 für medizinische Behandlungen „im Bundesgebiet, in der Region Murnau“ aufgehalten. Die Generalstaatsanwaltschaft München übernahm am Montag die Ermittlungen und teilte mit, das Tatmotiv sei unklar, eine politische Motivation könne nicht völlig ausgeschlossen werden. In einer Erklärung des ukrainischen Außenministeriums hieß es, Außenminister Dmytro Kuleba habe seine Diplomaten angewiesen, in dem Fall im ständigen Kontakt zu den deutschen Sicherheitsbehörden zu stehen.

Der Murnauer Bürgermeister Beuting sprach den Angehörigen der Opfer in einer Mitteilung sein Beileid aus. „In dieser ohnehin für sie schweren Zeit haben sie geliebte Familienmitglieder verloren.“ Es gebe Hinweise darauf, dass bei der Tat Alkohol im Spiel gewesen sei. Das erhöhe das Risiko für Straf- oder Gewalttaten deutlich, „und dies vollkommen unabhängig von der Nationalität der Konsumenten“, so Beuting.

Auch die Ermittlungsbehörden hatten mitgeteilt, es gebe Hinweise darauf, dass sowohl der Russe als auch die Ukrainer unter Alkoholeinfluss gestanden hätten. Stefan Sonntag, Sprecher der Polizeidirektion Oberbayern Süd, die zunächst die Ermittlungen geleitet hatte, sagte der F.A.Z., die beiden Ukrainer und der Tatverdächtige hätten sich gekannt. In welchem Verhältnis sie zueinander gestanden hätten, sei aber noch unklar.

„Es geht uns bei dem Gottesdienst um das rein Menschliche, unabhängig von den Hintergründen der Tat“, sagte die stellvertretende Geschäftsleiterin des Marktes Murnau, Nina Herweck-Bockhorni. Man wolle einen ruhigen Ort zum Abschiednehmen bieten. Zum Tatort haben Menschen inzwischen Blumen, Kerzen, Fotos und ukrainische Flaggen gebracht.

Den Gottesdienst würden der örtliche Pfarrer und ein Geistlicher der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde in München gemeinsam gestalten. Die Gebete und Predigten würden abwechselnd auf Deutsch und Ukrainisch gesprochen, sagte Herweck-Bockhorni.