„Hells Angels“ :
Deutscher Rockerchef in Iran getötet

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Die Rückseite der Westen von zwei Hells-Angels-Mitgliedern.
Die staatnahe Nachrichtenagentur Tasnim bestätigt den Tod von Ramin Y. und weist Berichte über eine Beteiligung des Mossad zurück. Er wurde als mutmaßlicher Drahtzieher eines Anschlags in Bochum gesucht.

Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte frühere Chef der Mönchengladbacher „Hells Angels“ Ramin Y. ist offenbar unter ungeklärten Umständen in Iran getötet worden. Nach Informationen der F.A.Z. haben die deutschen Sicherheitsbehörden über internationale nachrichtendienstliche Kontakte eine entsprechende Information erhalten. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim, die der Revolutionsgarde nahesteht, bestätigte am Dienstag seinen Tod. Die Agentur widersprach Angaben iranischer Exiljournalisten, wonach der israelische Geheimdienst seine Tötung veranlasst habe. Vielmehr sei er bei einem persönlichen Konflikt ums Leben gekommen. Tasnim widersprach auch der Darstellung, Y. sei ein Mitglied der Revolutionsgarde gewesen.

Zuvor hatte der iranisch-britische Journalist Pouria Zeraati ohne Angaben von Quellen auf der Plattform X geschrieben, Israel habe in Iran ein Mitglied der Revolutionsgarde wegen dessen Beteiligung an Angriffen auf jüdische Institutionen in Deutschland getötet. Die israelische Zeitung „Jerusalem Post“ berief sich auf ihn und benannte den Toten als Ramin Y. Sie verwies zudem auf den Exiljournalisten Kambiz Ghafouri, der auf X schrieb, „die Mossad-Operation“ sei nicht auf die Tötung von Ramin Y. begrenzt gewesen. Ein zweites, mit Y. verbundenes Mitglied der Revolutionsgarde, sei entkommen.

Ramin Y. im Verdacht als Dratzieher bei Anschlag in Bochum

Der deutsche Staatsbürger Ramin Y. stand zuletzt im Verdacht, Mitte November 2022 im Auftrag der iranischen Revolutionsgarde als Drahtzieher eines Anschlags in Bochum agiert zu haben. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hatte in dem Fall im Dezember 2023 den Deutsch-Iraner Babak J. zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nach Feststellungen des Gerichts ging der Anschlag auf eine Schule, der eigentlich einer benachbarten Synagoge galt, auf „staatliche iranische Stellen“ zurück. Der Senat sah es als erwiesen an, dass J. den Synagogen-Anschlag mit einem „Hintermann“ in Iran verabredet hatte, die Ausführung aber „aus Angst vor Entdeckung“ abbrach und den Brandsatz auf dann auf die Schule warf. Nach dem Urteil bestellte das Auswärtige Amt den iranischen Geschäftsträger ein. Iran wiederum bestellte den deutschen Botschafter in Teheran ein.

Babak J. soll sich im Sommer 2022 sieben Wochen lang in Iran aufgehalten und sich dort wiederholt mit Ramin Y. getroffen haben. Schließlich soll ihn Y. um „einen Gefallen in Deutschland“ gebeten haben. Als Babak J. zurück in Nordrhein-Westfalen war, soll ihn Ramin Y. zu einem Synagogen-Anschlag aufgefordert haben. Ramin Y. war Polizei und Staatsanwaltschaft bereits seit Jahren aus anderen kriminellen Zusammenhängen bekannt. Der in Mönchengladbach geborene Y. war zunächst bei den Bandidos aktiv, lief aber Ende 2012 mit mehreren Dutzend Klubbrüdern zu den Hells Angels über, weshalb am Niederrhein ein brutaler Rocker-Krieg ausbrach.

Zu einem besonders grausamen Verbrechen kam es 2014, als der Hells-Angels-Rocker Kai M. erschossen und sein Leichnam zerstückelt wurde. Die Hells Angels sollen M. verdächtigt haben, Geheimnisse ihres Klubs an die Ermittler verraten zu haben. Der Leichnam von Kai M. war nach Erkenntnissen der Ermittler seinerzeit in einem Autoanhänger von Mönchengladbach nach Duisburg und weiter ins Ruhrgebiet transportiert worden. Anfang 2014 fand ein Angler im Rhein bei Duisburg einen auffällig tätowierten Arm, der eindeutig M. zugeordnet werden konnte. Später waren weitere Körperteile ans Rheinufer gespült worden. Ramin Y. stand im Verdacht, an der Ermordung von Kai M. beteiligt gewesen zu sein. Um sich der Strafverfolgung zu entziehen, setzte er sich nach Iran ab und wurde seither mit internationalem Haftbefehl gesucht.