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Klima-Konto seit Donnerstag überzogen: In vier Bereichen lebt Deutschland besonders verschwenderisch
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Schweine in einem deutschen Stall (Archivbild): Die Massentierhaltung zieht Deutschlands Öko-Bilanz deutlich nach unten
Christian Adam/ullstein bild via Getty Images Schweine in einem deutschen Stall (Archivbild): Die Massentierhaltung zieht Deutschlands Öko-Bilanz deutlich nach unten
Freitag, 03.05.2024, 09:19

Deutschlands ökologische Ressourcen für dieses Jahr sind schon seit Donnerstag aufgebraucht. Dann leben die Bundesbürger auf Pump. Braucht es eine „ökologische Schuldenbremse“?

Seit Donnerstag leben die Bundesbürgerinnen und -bürger ökologisch wieder auf Pump. Dann haben sie die ihnen zustehenden erneuerbaren Ressourcen des Globus für dieses Jahr verbraucht, teilte die Umweltorganisation Germanwatch in Bonn zum „deutschen Erdüberlastungstag“ mit. Notwendig sei eine ökologische Schuldenbremse.

Tendenziell nehme die Erdüberlastung durch Deutschland seit 2010 zwar etwas ab - aber viel zu langsam, erklärte Germanwatch mit Blick auf die Zahlen des Global Footprint Network (GFN). „Wären vor 14 Jahren rechnerisch 3,3 Erden nötig gewesen, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie die Menschen hierzulande, sind es heute noch immer 3.“

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Das deutsche Fleisch-Problem

Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit etwa einem Dutzend weiterer Staaten in der frühen Phase des Jahres, während der globale Erdüberlastungstag zuletzt für Anfang August errechnet wurde. Gründe dafür sind:

  • Ein hoher Energieverbrauch
  • Ein nach wie vor steigender CO2-Ausstoß – vor allem durch den Verkehrssektor
  • Industrielle Tierhaltung und
  • Umweltverschmutzung.

Großen Einfluss auf den zu hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Holz, Pflanzen oder Nahrungsmittel hat laut Germanwatch der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. In Deutschland würden rund 60 Prozent der Agrarfläche für die Produktion von Futtermitteln verwendet."Allein 56 Prozent des hierzulande erzeugten Getreides gehen in die Futtertröge", erklärt Konstantinos Tsilimekis, Experte für Welternährung und Landnutzung bei Germanwatch. Da die einheimischen Futtermittel dennoch nicht ausreichten, um den hiesigen Bedarf für die Tiere zu decken, würden zusätzlich massiv Flächen im Ausland in Anspruch genommen - 2022 etwa wurden 3,4 Millionen Tonnen Soja für die Verfütterung nach Deutschland importiert.

Der Anbau solcher Futtermittel sei seit Jahrzehnten ein zentraler Treiber für die Vernichtung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität, so die Wissenschaftler. „Allein von 2016 bis 2018 stand die Zerstörung von 138.000 Hektar Tropenwald weltweit in Verbindung mit dem Verbrauch in Deutschland. Das ist fast die doppelte Fläche einer Millionenstadt wie Hamburg.“

Dicker Fußabdruck

Eine ressourcenschonende Ernährung erreiche man aber nicht allein mit Appellen, so die Umweltorganisation. Es sei eine politische Aufgabe, nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung, etwa in Kantinen, sowie steuerliche Anreize für pflanzenbasierte Nahrungsmittel zu schaffen. Zugleich müssten auch gangbare Geschäftsmodelle gemeinsam mit den Landwirten entwickelt werden.

Der sogenannte Erdüberlastungstag oder Welterschöpfungstag ist der Tag, an dem rechnerisch alle natürlichen Ressourcen verbraucht sind, die von der Erde innerhalb eines Jahres regeneriert werden können. Ab diesem Tag verbraucht die Menschheit also mehr, als die Erde liefert.

Das Global Footprint Network mit Sitz in Kalifornien errechnet den sogenannten ökologischen Fußabdruck jedes Jahr und verdeutlicht damit die ökologischen Grenzen des Planeten. Der gesamte Bedarf an nachhaltig nutzbaren Ressourcen, den die Menschen für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen, wird der biologischen Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen sowie Abfälle und Emissionen aufzunehmen, gegenübergestellt.

Datum rückt immer weiter nach vorne

Die Wissenschaftler gehen dabei zweigleisig vor. Einerseits wird für jedes Land ein nationaler Erdüberlastungstag ermittelt - für Deutschland ist das dieses Jahr der 2. Mai. Andererseits wird auch der globale Erdüberlastungstag ermittelt, der sich auf die weltweite Ressourcennutzung bezieht. Der globale Erdüberlastungstag war im vergangenen Jahr am 2. August.

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Seit 1970 ist das symbolische Datum des Erdüberlastungstags immer weiter nach vorne gerückt. Im Jahr 2000 fiel er noch auf den 23. September. Parallel dazu werden auch nationale Erdüberlastungstage errechnet. Für Deutschland fiel der Erdüberlastungstag 2022 auf den 4. Mai.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler verbraucht die Menschheit derzeit rechnerisch 1,75 Erden. Bei einer Lebensweise wie in Deutschland bräuchte die Weltbevölkerung nach den Berechnungen der Wissenschaftler 3 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchten sie 5,1 Erden.

flr/KNA
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