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Streamingfahrplan 2024 Welche Serien und Filme im Mai kommen – und was sich jetzt schon lohnt

Eine schottische Stalkerserie, »Bridgerton« und eine vom Sohn des Teufels schwangere Abiturientin: Was jetzt bei den Streaminganbietern anläuft – und welche Klassiker einen zweiten Blick verdient haben.
Neues aus der »Bridgerton«-Familie: Die dritte Staffel der Netflix-Erfolgsserie wird die Geschichte von Colin (Luke Newton) und Penelope (Nicola Coughlan) erzählen

Neues aus der »Bridgerton«-Familie: Die dritte Staffel der Netflix-Erfolgsserie wird die Geschichte von Colin (Luke Newton) und Penelope (Nicola Coughlan) erzählen

Foto:

Liam Daniel / NETFLIX

Kinoerfolge, die endlich im Netz zu sehen sind, TV-Klassiker, die eine neue Staffel bekommen: Jeden Monat fassen wir zusammen, welche Serien und Filme neu bei Netflix und Co. sowie in den Mediatheken zu sehen sind. Der Streamingfahrplan.

Was sich aktuell lohnt

Für das internationale Film- und Serienpublikum ist Tom Ripley längst ein alter Bekannter. Zuletzt hatte er in »Der talentierte Mr. Ripley« das Gesicht von Matt Damon. Nun ist auf Netflix Andrew Scott (»Fleabag«, »All of Us Strangers «) an der Reihe. Als mittelloser Schwindler aus New York wird er an der Amalfiküste zum Identitätsdieb und Serienmörder. Lange Treppen, dunkel schimmernde Aperitivi und Referenzen auf den Maler Caravaggio inklusive. Aber braucht es wirklich noch eine Adaption von Patricia Highsmiths berühmter Romanvorlage? Ja, findet SPIEGEL-Autor Christian Buß. Zumindest, wenn sie so meisterlich daherkommt wie diese. »Ein furioses Italien-Panorama, dem alle Farbe ausgetrieben wurde«, schreibt er und lobt das Macht- und Schattenspiel. Hier lesen Sie seine Rezension .

Schon auf den ersten Blick wirkt »Fallout« wie das Gegenteil zu diesen vielen Grautönen. Knallbunte Farben und eine retro-futuristische Postapokalypse, die in ihrer charmanten Trashigkeit nicht weiter von der kulturbeflissenen Amalfiküste entfernt sein könnte. Lisa Joy und Jonathan Nolan (dessen Köpfen schon »Westworld« entsprang) haben das Kultgame aus dem Videospielkosmos geholt und eine kapitalismuskritische Serie daraus gemacht. Wir befinden uns in den USA nach einem Atomkrieg. Hier ist alles »Okidoki«. Statt Caravaggio gibt es Referenzen auf Western, Horror und Science-Fiction, statt Espressi wird »Nuka-Cola« getrunken. Die überraschend unterhaltsame Serie zeigt: Auch das Ende der Welt muss nicht zwangsläufig seinen Humor verlieren. Eine zweite Staffel ist bereits angekündigt.

Der Überraschungserfolg des Monats gelang jedoch einer britischen Stalkerserie. Seit Tagen versuchen Internet und britische Boulevardpresse, die realen Vorbilder der Figuren ausfindig zu machen. Denn »Rentierbaby« basiert auf einer echten Lebenskrise des schottischen Comedians Richard Gadd.

Stalkerin Martha in »Rentierbaby«

Stalkerin Martha in »Rentierbaby«

Foto: Netflix

Auf dem Tiefpunkt seiner Karriere arbeitet Donny (gespielt von Gadd selbst) in einem Pub, wo ihm Martha begegnet. Mehr als 40.000 E-Mails schreibt die gescheiterte Anwältin von nun an ihrem »Rentierbaby«. Doch auch Donny ist einsam und schenkt seiner Stalkerin trotz allem weiter Aufmerksamkeit. Gemeinsam stürzen die beiden verlorenen Seelen in »das weitverzweigte Kaninchenloch, als das ›Rentierbaby‹ angelegt ist«, so beschreibt es SPIEGEL-Autor Arno Frank . Keine schwarze Komödie sei das, kein tragisches Liebesdrama, kein Horrorfilm, kein »True Crime« – sondern alles zusammen, teilweise gleichzeitig.

Was im Mai anläuft – die Übersicht

Worauf wir uns (im Mai) freuen

»Geneigte Leserschaft«, würde Lady Whistledown, das Gossip Girl der Serie »Bridgerton«, an dieser Stelle schreiben. Denn: Am 16. Mai geht die Erfolgsserie auf Netflix in die nächste Runde. Für alle, an denen das Phänomen bislang vorbeigegangen ist: Die populäre Dramedyserie basiert auf einer Reihe Groschenromane, hat aber von Shonda Rimes’ (»Greys Anatomy «) Produktionsfirma ein progressives Makeover erhalten und ist im Grunde ein feministischer Softporno im Historienkostüm.

Hauptfigur der neuen Staffel ist Nicola Coughlan als Penelope Featherington. Auch diesmal wird getuschelt und verlobt – und die Hüllen fallen auch. Ein Fakt, mit dem sich die Familie von Coughlan offenbar nicht so recht anfreunden konnte. Die Schauspielerin erhält eine eigene, nicht offizielle Version der Staffel – ohne Sexszenen. Das hat sie sich vertraglich zusichern lassen. Damit steht dem Serienvergnügen der irisch-katholischen Familie nichts mehr im Wege.

Schwanger vom Sohn des Teufels: Die neue Disney-Serie »Pauline«

Disney Deutschland

Wenig christlich geht es auch in »Pauline« zu, der neuen deutschen Mysteryserie von Disney+. Produziert wurde diese von Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann, die schon »How to Sell Drugs Online (Fast)« verantworteten. Titelheldin Pauline wird von einem One-Night-Stand schwanger. Unglücklicherweise ist der zukünftige Papa Lukas ausgerechnet der Sohn des Teufels, und die 19-jährige Abiturientin gerät zwischen die Fronten von Engeln und Dämonen. Ziemlich abgedreht für eine deutsche Serie. Das könnte wahlweise teuflisch gut werden – oder eben die Hölle.

Teuflisch: Lukas (Ludger Bökelmann) in »Pauline«

Teuflisch: Lukas (Ludger Bökelmann) in »Pauline«

Foto: Niren Mahajan / btf GmbH

Etwas mehr unter dem Radar dürfte »The Actor« laufen. Der iranische Regisseur Nima Javidi beruft sich mit seiner neuen Thrillerserie auf ein altes Shakespeare-Zitat: »Die ganze Welt ist eine Bühne«. Weil es den Protagonisten Ali und Morteza sowohl an Geld als auch an Engagements mangelt, schauspielern sich die beiden Talente mit kleinen Aufträgen durch Teheran. Bis sie von einer mysteriösen Agentur angeheuert werden. Bei Serienfestivals wie dem Münchner Seriencamp oder dem Seriesmania-Festival in Lille heimste die Produktion bereits erste Preise ein. Im Mai ist sie nun bei Arte zu sehen.

Streamingtipp aus dem Archiv

Bereits zahlreiche Preise im Schrank hat Alice Rohrwacher. Die»bodenständige Zauberin«, wie SPIEGEL-Autorin Hannah Pilarzcyk sie einmal nannte, gilt als eine der größten, innovativsten Regisseurinnen unserer Zeit. Der neueste Spielfilm der Italienerin erzählt die Geschichte von einem Grabräuber, der an einer unstillbaren Sehnsucht leidet. Gerade war »La Chimera« in den deutschen Kinos zu bewundern. Abseits der Kinoleinwand lohnt sich ein Blick auf das Gesamtwerk der Italienerin.

»Glücklich wie Lazzaro« wäre da ein guter Anfang. Sie habe die Menschen berühren wollen, sagte Rohrwacher 2018 selbst über diesen, ihren dritten Film. Lazzaro, das ist ein weltfremder Landarbeiter mit gutherzigen Augen, der in sklavenähnlichen Verhältnissen lebt. Wie die anderen Arbeiter in Inviolata glaubt er sich auf der Halbinsel abgeschnitten vom italienischen Festland – und sitzt damit einer Lüge der Gutsherrin auf. Als die falsche Idylle zerbricht, vermischen sich Zeiten und Welten. Auf sechzehn Millimeter gedreht, erzählt »Glücklich wie Lazzaro« von der Möglichkeit, ein guter Mensch zu sein – und von den politischen Entwicklungen Italiens. Er ist auf MUBI oder Prime Video (Good!Movies-Channel) zu sehen.