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Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling hat noch »sechs Bücher im Kopf«

Schlagzeilen machte die Autorin zuletzt vor allem wegen umstrittener Äußerungen. Ihre Bestimmung sieht Joanne K. Rowling im Schreiben – und gibt nun neue Einblicke, auch in die viel geliebte Harry-Potter-Welt.
Schriftstellerin Rowling: »Ich mag es nicht, wenn Figuren sterben, aber das gehört zum Leben, nicht wahr?«

Schriftstellerin Rowling: »Ich mag es nicht, wenn Figuren sterben, aber das gehört zum Leben, nicht wahr?«

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Fred Duval / ZUMA Wire / IMAGO

Joanne K. Rowling war zuletzt vor allem wegen als transfeindlich angesehener Äußerungen in der Kritik. Weniger umstritten scheint da ihr erfolgreichstes Werk, das sich auch Jahre nach den Veröffentlichungen des letzten Buchs der Reihe noch immer einer riesigen und treuen Fangemeinde erfreut: der Harry-Potter-Kosmos. Nun erzählt die Schriftstellerin mehr über Ideen, Snape und Schreibblockaden (Sie hatte in ihrer Berufslaufbahn nur eine).

Interviewauszüge mit der Autorin hat die britische »Sunday Times« nun veröffentlicht . Dort erzählt Rowling etwa, dass sie Schriftstellerin werden wollte, seitdem sie wusste, dass es Derartiges gibt. Ihren ganz eigenen Stil habe sie dann aber erst im Zuge der Harry-Potter-Bücher gefunden – hierzu gehöre nämlich eine gehörige Portion Lebenserfahrung, um nicht andere einfach nur abzukupfern.

Schreibblockade? Beim zweiten »Harry Potter«-Buch

Dabei falle es ihr viel schwerer, Anfänge als Enden zu schreiben – manchmal habe sie gar das finale Kapitel vor dem allerersten geschrieben, erzählt Rowling. Zu Beginn habe sie sehr gern in Cafés geschrieben, das hintergründige Murmeln von Menschen habe sie als beruhigend empfunden. Doch sei sie wegen des Ruhms irgendwann nicht mehr anonym gewesen – wenngleich es eine »wunderschöne Sache« sei, von Fremden zu hören, dass man jemandes Lieblingsbuch geschrieben habe.

Eine richtige Schreibblockade sei ihr unterdessen nur ein einziges Mal untergekommen. »Das war beim zweiten Harry-Potter-Buch, und ich war völlig erstarrt, weil das erste Buch meine kühnsten Erwartungen übertroffen hatte«, erzählt die 58-Jährige. »Ich war in Panik. Es dauerte nur etwa eine Woche, aber ich wusste einfach nicht, wie ich weitermachen sollte. Ich war einfach so überwältigt.«

Der Erfolg der Reihe, die aus sieben Büchern besteht und später in acht Filmen über die Kinoleinwand flimmerte, ist beachtlich. Für Millionen Menschen war es die Buchreihe ihrer Jugend, doch auch vor Erwachsenen machte die Euphorie keinen Halt. Mit den Jahren entwickelte sich ein riesiges, lukratives Franchise-Imperium.

Erster Teil: Harry, Ron und ein »Petrificus totalus« von Hermine; mit dem Zauber wird Neville lahmgelegt

Erster Teil: Harry, Ron und ein »Petrificus totalus« von Hermine; mit dem Zauber wird Neville lahmgelegt

Foto: Capital Pictures / ddp
Siebter Teil, Klappe die erste: Harry, Ron und Hermine alias Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson

Siebter Teil, Klappe die erste: Harry, Ron und Hermine alias Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson

Foto: Planet Photos / ddp

Nicht überraschend kam da im vergangenen Jahr die Ankündigung, dass der wohl berühmteste Zauberschüler der Geschichte auf die Bildschirme dieser Welt zurückkehren soll: mit neuer Besetzung und einer Staffel pro Buch, als Serie des Streamingdienstes Max der Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros.

Aber wie kam Rowling eigentlich auf die Idee um Harry Potter? Ihr sei die Geschichte mit diesem Gedanken in den Sinn gekommen: »Ein Kind erkennt nicht, dass es ein Zauberer ist, bis es den Brief bekommt«. »Der Brief«, damit ist das Schreiben von der Zaubereischule Hogwarts gemeint, das den jungen und bis dato als gewöhnlichen Menschen – Muggel – lebenden Harry in die magische Welt eintauchen lässt.

Ein Charakter aus der Reihe ist dabei besonders ambivalent: Severus Snape. Am Ende der »Harry Potter«-Reihe kommt heraus, dass Severus Snape durchweg auf der »richtigen« Seite stand, gut ist, und nicht böse. Ein bedeutungsvolles Gespräch sei Rowling hier mit Snape-Darsteller Alan Rickman untergekommen. Der mittlerweile verstorbene Schauspieler habe sie eines Tages angerufen und gesagt: »Ich muss wirklich verstehen, was Snape vorhat. Bin ich ein reiner Bösewicht?«

Alan Rickman als Severus Snape im siebten Film: »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes«, Teil 1

Alan Rickman als Severus Snape im siebten Film: »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes«, Teil 1

Foto: Courtesy of Warner Bros Pictures / ddp

Er sei daraufhin der einzige Mensch gewesen, dem sie, lange bevor dies im Film zu sehen war, erzählte: »Du warst in Harrys Mutter verliebt. Du bist ein Doppelagent. Aber du magst Harry nicht. Du kannst die Abneigung gegen diesen Jungen, der aussieht wie dein Erzfeind, nicht überwinden.«

Und auch in der Reihe habe der Leitspruch »Kill your darlings« gegolten. Rowling sagt: »Ich mag es nicht, wenn Figuren sterben, aber das gehört zum Leben, nicht wahr?«. Snape sterben zu lassen, sei »furchtbar« gewesen – doch sei sich die Autorin dieses Schritts von Anfang an sicher gewesen.

Rowlings kreative Schaffenskraft scheint nun noch lange nicht aufgebraucht – sie habe aktuell noch sechs Bücher im Kopf, erzählt sie, etwa im Rahmen ihrer Cormoran-Strike-Krimireihe, die sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlicht hat. Zuletzt hatten sich viele von der Autorin distanziert, Aussagen von ihr, das Geschlecht sei angeboren und von trans Frauen gingen Gefahren aus, etwa in Schutzräumen für Frauen oder auch in Gefängnissen, wurden scharf kritisiert.

Auch Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe hat eigenen Aussagen zufolge keinen Kontakt mehr zu Rowling – was er, wie er kürzlich verriet, »wirklich traurig« findet. Rowling hatte Radcliffe und Co-Star Emma Watson vorgeworfen, sich einer Bewegung anzubiedern, die die hart erkämpften Rechte der Frauen untergrabe.

aeh