Zahl der Asylanträge seit 2020 verzehnfacht: Warum kommen jetzt immer mehr Türken nach Deutschland?

Kranker Mann am Bosporus: Angesichts der Inflation hat Türkei-Präsident Erdogan Schweiß auf der Stirn

Kranker Mann am Bosporus: Angesichts der Inflation hat Türkei-Präsident Erdogan Schweiß auf der Stirn

Foto: Markiian Lyseiko/Photoshot/picture alliance

Die Türkei und Erdoğan sind in schlechter Verfassung! Der Präsident kränkelt und Preise und Bürger laufen ihm davon!

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan (70) beherrscht seit 2014 die Türkei. Seine jetzige Amtszeit ist seine letzte. Sie endet im Jahr 2028. Der islamistische und autokratische Anführer ist seit dem Putsch 2016 schwer gealtert. Im vergangenen Jahr brach Erdoğan bei einem TV-Interview zusammen, musste internationale Treffen mitunter absagen. Im März sagte der gelernte Imam: „Ich arbeite ohne Unterbrechung. Wir laufen, ohne zu verschnaufen.“ Wie lange geht das noch so weiter?

Deutschland braucht einen verlässlichen Natopartner in der geostrategisch wichtigen Türkei. Doch der türkische Präsident gibt immer wieder den Schreck des Westens und hofiert die Judenhasser der Hamas. Zu dieser Unberechenbarkeit kommt seine offensichtliche Altersschwäche hinzu.

In ähnlich geschwächter Verfassung befindet sich auch der türkische Staat. Er hat zwei Mega-Probleme: Die Preise und die Menschen laufen davon!

Infografik: Inflationsrate in der Türkei

Die Teuerungsrate ist im April auf 69,8 Prozent gestiegen: Horror-Inflation! Doch es wird noch schlimmer für die knapp 90 Millionen Türken. Die türkischen Währungshüter gehen davon aus, dass die Teuerungsrate im Mai auf 73 bis 75 Prozent klettern könnte. Unabhängige Volkswirtschaftler beziffern die Teuerungsrate schon heute auf 120 %.

Überdurchschnittlich stark war zuletzt laut amtlicher Statistik der Anstieg der Lebensmittelpreise: Bei Fleisch, Gemüse und Brot gingen die Preise im Jahresvergleich um 70,4 % rauf. Einen heftigen Anstieg gab es bei Kosten für Bildung mit 104 % und Gesundheit mit plus 80 %. Medien berichten über neuerliche Preiserhöhungen bei Alkohol. Das türkische Nationalgetränk Raki (Schnaps mit Lakritz-Geschmack) wird 11 % teurer. Und die Preise für das beliebte Hühnerfleisch stiegen in nur 5 Monaten um 200 %. In der Grillsaison soll es zu Problemen bei der Versorgung mit Chickenwings kommen.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (48, CDU) analysierte gestern beim Türkisch-Deutschen Wirtschaftstag in Düsseldorf: „Neben der politischen Lage ist auch die schwere wirtschaftliche Situation in der Türkei einer der Gründe für eine steigende Migration aus der Türkei.“

Chart: Asylanträge türkischer Flüchtlinge in Deutschland

Tatsächlich fliehen Zehntausende vor dem Erdoğan-Regime: Massenflucht! Seit Juli 2022 sind die Asylanträge türkischer Staatsbürger in Deutschland stark gestiegen. 2023 wurden 61 181 Erstanträge auf Asyl in Deutschland gestellt. Dramatisch: 2022 waren es 23 938 und 7 067 Asylanträge zählte das Bundesamt für Migration 2021. Das heißt: In drei Jahren in Folge haben sich die Zahlen der Flüchtlinge mit türkischem Pass jedes Jahr fast verdreifacht. Zuletzt war es ein Anstieg um 155,6 %. Auch in diesem Jahr sind es bereits rund 15 000 Neuankömmlinge. Zwei Drittel der Flüchtlinge sind Männer.

Die allermeisten der Flüchtlinge haben Erdoğan satt. Doch für ein Bleiberecht in Deutschland reicht das nicht. Die Flüchtlingsämter halten in diesem Jahr 61,6 % der Asylanträge für „offensichtlich unbegründet“. Bei nur jedem zwölften Antragsteller (8,4 %) werden die Fluchtgründe akzeptiert und sie erhalten einen Schutzstatus.

Das sorgt auch auf Regierungsebene für Zoff. Nach BamS-Informationen schimpft man in deutschen Behörden über „14 275 ausreisepflichtige türkische Staatsangehörige“. Abgeschoben wurden im ersten Quartal von 2 776 vollziehbar ausreisepflichtigen Türken lediglich 449. Grund: Erdoğan möchte seine Landsleute nicht zurücknehmen, sabotiert die Rückführungen: „Insbesondere akzeptiert die Türkei keine Charterflüge“, heißt es lapidar in Ministeriums-Akten.

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