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Krimi-Vote Wie gefiel Ihnen der Berlin-»Tatort«?

Deutsche Folterknechte, buddhistische Rituale: Karow und Bonard ermittelten in der vietnamesischen Community. Ein »Tatort«, der Höhen und Tiefen hatte. Oder sind Sie anderer Meinung?
Szene mit Mark Waschke und Corinna Harfouch: Spirituell erleuchtet?

Szene mit Mark Waschke und Corinna Harfouch: Spirituell erleuchtet?

Foto: Gordon Muehle / rbb

Ein Folterkeller, der unter einem Eigenheim in Berlin-Lichtenberg liegt. Ein Sadist, der mit 20 Messerstichen getötet wurde. Eine junge Frau, die auf der Flucht ist. Eine Gruppe Vietnamesen, die offenbar mehr wissen, als sie zugeben. Kommissar Karow (Mark Waschke) und Kollegin Susanne Bonard (Corinna Harfouch) jagten am Sonntag im »Tatort« durch einen vertrackten, brutalen und historisch aufgeladenen Fall.

Sie tauchten in die vietnamesische Community ab, wo man seit den Pogromen gegen Migranten in den Wendejahren nicht viel auf die deutsche Polizei gibt. Die Beamten nahmen an buddhistischen Ritualen teil; der eigentlich so harte Karow wurde ganz weich. Am Ende wurde ein deutscher Mann mit schweren Wunden vor dem Polizeirevier abgeladen. Es war der Sidekick des toten Folterknechts, offenbar haben die Vietnamesen das Recht selbst in die Hand genommen. Karow sagte zu den buddhistischen Rächern: »Er hätte auch tot sein können, aber dass er noch lebt, bedeutet ja, dass Ihre Geister mit uns sind.«

In unserer Kritik schrieben wir : »Regisseurin Mira Thiel hat zuvor schon zwei sehr pointierte Weimar-›Tatorte‹ inszeniert, zuletzt die romantisch-rabiate Abschiedsfolge »Der feine Geist«. Auch in »Am Tag der wandernden Seelen«, in dem es unter anderem um buddhistische Rituale in der vietnamesischen Community geht, findet Thiel Platz für schöne sarkastische Momente. Einmal bricht Bonard angesichts des Horrors im Eigenheimkeller zusammen und schleppt sich auf den Rasen vor dem Haus. Über den Gartenzaun wird sie von einem lesbischen Pärchen ausgehorcht, das wegen der kleinen Tochter aus der »City«, wie es selbst sagt, an den östlichen Stadtrand geflohen ist. Als die Kommissarin auf dem Rasen zitternd schreit, sie in Ruhe zu lassen, belehrt sie die andere altklug über die Regeln »gewaltfreier Kommunikation«. Auch interessant, wie Karow und Bonard über eine verdeckte Ermittlerin in die Geschichte der Deutsch-Vietnamesen finden. Vietnamkriegsterror, rassistische Pogrome, Rechtsunsicherheit, Zigarettenschmuggel – all diese Aspekte aus den verschiedenen Zeitabschnitten kommen vor. Es hätte wohl wirklich nicht der Folternummer bedurft, um die kollektive massive Gewalterfahrung in der Community auf den Punkt zu bringen.«

»Am Tag der wandernden Seelen« war nach der Doppelfolge vor einem Jahr der zweite Fall mit Harfouch als Bonard. Nach drei weiteren Folgen wird sich Harfouch allerdings auch schon wieder vom Berliner TV-Revier verabschieden. Waschke als Kommissar Karow soll dem Berlin-»Tatort« erhalten bleiben. Wer dann mit ihm zusammen ermittelt, ist noch offen.

cbu