Politik

Jubel für den CSU-Chef Söder schwört der CDU, 2021 nicht zu wiederholen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Mit Söder kam ein Hauch von Aschermittwoch in die Parteitagshalle. Das freute auch Merz und Wüst.

Mit Söder kam ein Hauch von Aschermittwoch in die Parteitagshalle. Das freute auch Merz und Wüst.

(Foto: dpa)

Vor drei Jahren krachte es gewaltig zwischen CDU und CSU. Das ist vorbei: Auf dem CDU-Parteitag hält Söder eine umjubelte Rede und verspricht, dieses Mal werde der Erfolg nicht an ihm scheitern. Nicht einmal Weißwürste stehen zwischen ihm und Merz.

Es ist schon ein paar Jahre her, vergessen ist es nicht. Vor der Bundestagswahl 2021 stritten CDU und CSU so vehement um die Kanzlerkandidatur, dass die Union insgesamt beschädigt zurückblieb. Der heutige CDU-Vorsitzende hat schon häufig erklärt, dass sich das nicht wiederholen soll. "Dafür verstehen Markus Söder und ich uns einfach auch persönlich zu gut", sagte Friedrich Merz im vergangenen Dezember. "Ich werde es auch nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht."

Ob ihm das gelingt, hängt allerdings von Markus Söder ab. Vor drei Jahren ließ der CSU-Chef keine Stichelei gegen den damaligen CDU-Chef Armin Laschet aus. Auch wenn derzeit alle sagen, dass Merz die Kanzlerkandidatur nicht zu nehmen wäre, falls er sie anstrebt - auch Söder sieht die Umfragen, die ihm, ob zu Recht oder zu Unrecht, im Fall einer Kanzlerkandidatur bessere Chancen zusprechen als Merz.

Schon vor Beginn des CDU-Parteitags hatte auch Söder gesagt, ein zweites 2021 werde es "sicher nicht geben". Kanzlerkandidat werde traditionsgemäß einer der beiden Parteivorsitzenden sein, sagte er im Frühstart von ntv, ohnehin sei der CDU-Chef immer in der Favoritenrolle. "Es ist aber auch nicht schlecht, wenn der CSU-Vorsitzende national, wie man in Umfragen sieht, auch nicht schlecht dasteht, besser als die meisten Ministerpräsidenten der Union." Das klingt, als halte Söder sich die Tür einen Spaltbreit offen.

Kurze Umarmung für den Dritten

Das ist der Hintergrund für Söders Auftritt beim CDU-Parteitag in Berlin. Dort wiederholte er, was er am Montag bei ntv gesagt hatte. "Natürlich ist ein CDU-Parteivorsitzender immer der Favorit", so Söder, und: "An mir wird der Erfolg 2025 nicht scheitern." Nicht noch einmal scheitern, hätte er sagen können.

Die Delegierten schienen es ihm zu glauben, sie applaudierten und jubelten jedenfalls entsprechend. Der Beifall war schon stark, als Merz und Söder in die Halle eingezogen waren - Merz mit Krawatte, Söder ohne, viele Delegierte mit gezückten Handys, filmend. Auf dem Weg zur Bühne kam Söder wie zufällig auch am nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst vorbei. Kurze Umarmung, dann weiter. Ein bisschen spielt Wüst im K-Fragen-Spiel auch mit. Im direkten Vergleich der drei kommt er in einer aktuellen Umfrage für das RTL/ntv-Trendbarometer jedenfalls auf Platz zwei.

"Die erste K-Frage haben wir schon gut gelöst"

Bislang ist die zentrale Botschaft des CDU-Parteitags, der gestern anfing und morgen endet, Geschlossenheit. Söders Auftritt machte da keine Ausnahme. Die beiden Parteien seien "untrennbar miteinander verbunden", sagte Söder, die CSU könne "nicht erfolgreich sein ohne eine starke CDU", und umgekehrt sei das ja auch manchmal so, kokettierte er. "Wir werden alles lösen. Die erste K-Frage haben wir schon gut gelöst: Ursula von der Leyen soll wieder Kommissionspräsidentin werden." Die zweite werde man auch gemeinsam lösen. "Wir haben einen Zeitplan vereinbart, an den werden wir uns halten."

Dies ist eher Söders Zeitplan als der von Merz: Der CDU-Chef hatte vor einem Jahr gesagt, er wolle die K-Frage im Spätsommer 2024 klären. Da blieb offen, ob er die Zeit vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg meinte, aber die Vermutung liegt nahe. Söder dagegen wollte die Festlegung erst danach treffen - im Herbst. Aus taktischen Gründen, weil er damals dachte, nach den Wahlen könne Merz geschwächt sein? Man weiß es nicht.

Weißwürste um acht Uhr früh?

Immerhin kann Söder sich nicht verkneifen, eine Anspielung auf einen "Spiegel"-Artikel zu machen, der kurz vor dem Parteitag erschienen war. Darin ging es vor allem um Merz und seine Wut auf Wüst im vergangenen Jahr. Aber es wird auch referiert, dass Söder die montäglichen Videokonferenzen der Unionsspitzen nutze, um den auf Form und Anstand bedachten Merz zu "piesacken", indem er vor laufender Kamera esse. Den vom "Spiegel" befragten Teilnehmern sei unklar, was genau Söder da vertilge, heißt es dort: "Sind es Fischbrötchen, ist es Leberkäse, zutzelt er Weißwürste? Was er esse, sei nicht so entscheidend, sagen sie, sondern wie. Und dann fragt man besser nicht mehr nach."

So etwas liest niemand gern über sich. Aber Söder lässt sich nichts anmerken. "Wir haben ja Montagfrüh unser Frühstück. Entgegen mancher Journalisten kann ich nur sagen: Ich ess' da keine Weißwurscht um acht Uhr früh", merkt Söder an, augenscheinlich gut gelaunt. "Ich könnte es, aber ich mache es nicht."

Ein Hauch Aschermittwoch

Nachdem er von Merz über Generalsekretär Carsten Linnemann und Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei die "neue Dreifaltigkeit der CDU" ausführlich gelobt hat, sagt er noch: "Aber jetzt genug gelobt, am Ende glaubt das noch jemand."

Das war natürlich nur ein Witz, und letztlich sogar einer, der teilweise auf seine eigenen Kosten geht. Bei den CDU-Delegierten kommt das gut an. Im Vergleich zu Merz' Auftritt am Vortag spricht Söder lebhafter, engagierter. Als er sagt, man könne ja ruhig ein Kalifat fordern, "bloß nicht bei uns!", weht ein Hauch Aschermittwoch durch den Saal - nicht der religiöse Feiertag, sondern das bierselige Treffen in Passau. Das gilt auch für die Passage seiner Rede, in der es um die Grünen geht. Zumindest ein Teil des Publikums bejubelt seine Absage an Schwarz-Grün im Bund - obwohl der CDU-Vorsitzende genau diese Festlegung, wenn auch aus taktischen Gründen, bislang ablehnt. Es folgen Ausführungen über vegane Würstchen und die Forderung nach einem bundesweiten Gender-Verbot.

Fast noch vehementer macht Söder klar, wie sehr er die Angriffe auf Wahlkämpfer verabscheut: "Demokraten haben das Recht, ihre Meinung zu sagen, und das darf keiner mit Gewalt unterbinden!" Die AfD wolle, dass Deutschland sich an Russland angliedere. "Die einzigen echten Vaterlandsverräter, die es in Deutschland gibt, sind die AfD-Funktionäre um Herrn Höcke."

Mehr zum Thema

Das ist offenkundig ernst gemeint. Danach wird es wieder lustiger, mitunter fast kabarettistisch. Er wolle niemandem die Freude nehmen, sagt er über die Cannabis-Freigabe, "und wahrscheinlich wäre auch manche Sitzung des CDU-Bundesvorstands damit etwas entspannter", witzelt Söder. Doch: Gesundheitsminister Karl Lauterbach solle sich lieber um die Medikamentenengpässe und um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum kümmern als um die Legalisierung von Cannabis.

Das Experiment Ampel müsse beendet werden, sagt Söder zum Ende seiner Rede. Als er fertig ist, stehen die Delegierten auf und klatschen begeistert. Und vielleicht denkt der eine oder andere dabei: Hoffentlich bleibt das alles so harmonisch.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen