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Ex-Formel-1-Weltmeister Rosberg "Die deutsche Autoindustrie muss aufpassen"

Eine Rückkehr in die Formel 1 kann sich Rosberg nicht vorstellen.

Eine Rückkehr in die Formel 1 kann sich Rosberg nicht vorstellen.

(Foto: Rosberg Ventures)

Nico Rosberg hat das geschafft, was nicht vielen Weltklassesportlern nach Karriereende gelingt: eine neue Karriere zu starten. Rosberg hat sich vom Formel-1-Weltmeister zum Nachhaltigkeitsunternehmer und bekannten Startup-Investor entwickelt. Jetzt startet der Champion von 2016 sein bislang ambitioniertestes Wagnis: Mit Rosberg Ventures baut er einen 75 Millionen Euro schweren Dachfonds auf. "Im Startup-Bereich gibt es viele große Formel-1-Fans und das nutze ich aus", erzählt Nico Rosberg im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich". Der Fonds soll eine Brücke schlagen zwischen den erfolgreichsten deutschen Unternehmerfamilien und den erfolgreichsten Startups der Welt.

ntv.de: Acht Jahre ist es jetzt her, dass Sie Formel-1-Weltmeister geworden sind. Seitdem verfolgen Sie eine zweite Karriere, und zwar als Startup-Investor und Fondsgründer. Ist Ihr Ehrgeiz, der Beste zu werden, hier genauso groß?

Nico Rosberg: Auf jeden Fall. Ich darf mich ja ehemaliger Weltklassesportler nennen. Wir Sportler haben diesen Kampfgeist und der hilft mir jetzt enorm im Geschäftlichen. Die Top-Gründer haben nämlich einen ähnlichen Kampfgeist. Das ist sehr vergleichbar und es hilft mir jetzt sehr, Geschwindigkeit reinzubringen, Entscheidungen zu treffen und nie aufzugeben und auch nie ein Nein zu akzeptieren.

Viele Profisportler fallen nach dem Ende ihrer Karriere in eine Art Loch. Wie konnten Sie das verhindern?

Obwohl ich natürlich die finanzielle Sicherheit hatte, bin ich trotzdem auch manchmal in der Nähe des Loches gewesen, in der Zeit danach. Ich weiß noch, dass ich einmal im Auto saß und auf einmal einen Weinkrampf bekommen habe. Das war völlig übertrieben, wenn man jetzt darüber nachdenkt. Das Leben als Rennfahrer ist einfach sehr extrem. Diese Intensität, der Fokus darauf, die Kompromisse, die hunderte Millionen von Menschen, die zuschauen und beurteilen. Wenn das dann wegfällt, ist das schon ein Schock für den Körper. Wichtig ist, sich mit so vielen Menschen wie möglich auszutauschen, mit Menschen zu sprechen, die einen inspirieren. Das hilft enorm, den eigenen, neuen Weg zu finden. Für mich war das Dieter Zetsche, der damalige Chef von Mercedes. Er hat mir Einblicke gegeben in die Zukunft von Mercedes und was das Unternehmen im Startup-Bereich macht und noch vorhat. Und unter anderem dadurch habe ich dann meinen Weg in die Startup-Welt gefunden.

Und dieser Weg hat Sie vor Kurzem ins Silicon Valley geführt. Dort haben Sie eine Rennstrecke gemietet und direkt kommen die Top-Investoren und Gründer vorbei. Welche Hintergedanken haben Sie, wenn Sie sowas veranstalten?

Meine Reise in der Startup-Welt ist mittlerweile schon sehr weit fortgeschritten. Ich habe jetzt unter dem Namen Rosberg Ventures meinen eigenen 75-Millionen-Euro-Fonds gelauncht. Ein Dachfonds, in dem wir hauptsächlich Kapital von den größten deutschen beziehungsweise europäischen Unternehmerfamilien bündeln und dieses dann in die besten Venture-Capital-Fonds der Welt investieren. Das ermöglicht einen einzigartigen Zugang für deutsches und europäisches Kapital. Es ist nämlich überhaupt nicht einfach diesen Zugang zu bekommen und deshalb muss man Beziehungen aufbauen. Da habe ich den großen Vorteil, dass die Formel 1 gerade global abgeht ohne Ende. Es herrscht ein riesiger Boom. Auch im Startup-Bereich gibt es viele große Formel-1-Fans und das nutze ich natürlich auch aus, um Beziehungen aufzubauen.

Warum ist es schwer, sein Kapital im Silicon Valley anzulegen?

Es ist sehr schwierig, denn jeder will in diese weltbesten VC-Fonds rein. Jede Pensionskasse, jeder Versicherungsfonds, jede Uni, Stiftungen, alle wollen da rein und alle, die drin sind, werden auch nie rausgehen. In jedem Zyklus kommen nur ein bis drei neue Investoren dazu. Das liegt daran, dass die Allokationen die weltbeste Anlageklasse sind. Auch im Vergleich zum DAX oder Immobilien. Man gibt sein Geld in die Hände der besten Startup-Investoren der Welt.

Und als Formel-1-Weltmeister stehen einem direkt alle Türen offen?

Nein. In diese Welt ist es extrem schwierig reinzukommen, auch als Formel-1-Weltmeister. In den ein oder anderen Fonds bin ich reingekommen, weil ich da zufällig auf die Mega-Formel-1-Fans getroffen bin. Aber die fünf danach haben nein gesagt. Zwar haben sie jedes Mal eine halbe Stunde mit mir gesprochen, aber mehr nicht. Sie haben zu mir gesagt: Nico, du musst mehr Geld, mehr Kapital mitbringen und uns einen Mehrwert bieten. Da kommt der Kampfgeist als Sportler in mir wieder durch. Wenn ich ein Nein höre, dann geht es erst richtig los. Und deshalb habe ich die Strategie entwickelt, das Kapital einiger der größten Familienunternehmen Deutschlands mit unserem eigenen zu bündeln und damit zu den Wagniskapitalfonds zu gehen. Schaut her: Jetzt komme ich mit einer Gruppe an strategisch relevanten Unternehmern, die bereit sind, sich mit euren Startups auszutauschen, sogar direkt zu investieren oder Kunden zu werden von euren Startups. Eine Win-win-Situation für die Startups, aber auch für die Unternehmerfamilien. Letztere wollen natürlich den Zug der Transformation nicht verpassen. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit. Auch wenn es da gerade immer schwieriger wird.

Was wird denn ganz konkret schwieriger für Deutschland als Wirtschaftsstandort? Was bekommen Sie mit?

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Ich komme gerade aus China, weil ich dort bei einem Formel-1-Rennen war. Was mich erschrocken hat: Ich bin einige elektrische Autos von Marken wie Huawei oder Xiaomi gefahren. Xiaomi hat gerade eine Art Porsche-Kopie gelauncht. Ein Hybrid zwischen Porsche Taycan und Model S von Tesla quasi. Kostenpunkt: 30.000 Euro. Die verkaufen so viele davon und ich bin damit gefahren und es ist erstaunlich, welche Qualität, sie mittlerweile erreicht haben. Vor fünf oder zehn Jahren sah das mehr oder weniger okay aus, aber es hat alles noch geklappert und zum Fahren war es auch eine Katastrophe. Aber jetzt klappert nichts mehr. Die Qualität ist erschreckend gut und wir müssen echt aufpassen mit unserer Automobilindustrie.

Inwiefern?

Wir müssen uns auf jeden Fall in Acht nehmen. Im E-Auto-Bereich rollt eine neue Konkurrenz auf uns zu, was wir hierzulande vielleicht noch nicht ganz so verstanden haben. Das ist schon sehr beeindruckend.

Mit Nico Rosberg sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

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