Fußball

Real Madrid im Finale gegen BVB FC Bayern kollabiert im CL-Halbfinale in den letzten Minuten

Manuel Neuer hielt lange alles - bis er einen Ball nicht festhalten konnte.

Manuel Neuer hielt lange alles - bis er einen Ball nicht festhalten konnte.

(Foto: AP)

Bis zur 88. Minute führt der FC Bayern bei Real Madrid. Dann nimmt das Halbfinal-Rückspiel der Champions League eine dramatische Wendung. Manuel Neuer patzt folgenschwer, in der Nachspielzeit schlagen die Königlichen noch einmal zu - und ziehen ins Finale gegen Borussia Dortmund ein.

Der große Wunschtraum des FC Bayern vom Wiedersehen in Wembley ist nach einem brutalen Doppelschlag in den Schlussminuten geplatzt. Die Münchner ließen sich im Halbfinale der Champions League von Europacup-Monster Real Madrid in einer dramatischen Endphase regelrecht auffressen und verpassten die riesige Chance, den Himmelsstürmern von Borussia Dortmund ins Endspiel nach London zu folgen. Ein Patzer des lange überragenden Manuel Neuer leitete das bittere Aus ein. Zunächst aber überwog der Ärger über einen Pfiff kurz vor dem Ende der 15-minütigen Nachspielzeit.

Real Madrid - Bayern München 2:1 (0:0)

Madrid: Lunin - Carvajal, Rüdiger, Nacho, Mendy - Tchouameni (69. Camavinga), Kroos (69. Modric) - Valverde (81. Joselu), Bellingham, (90.+10 Militao) Rodrygo (81. Diaz) - Vinicius; Trainer: Ancelotti
München: Neuer - Kimmich, Dier, de Ligt, Mazraoui - Pavlovic, Laimer - Sané (76. Kim), Musiala (85. Müller), Gnabry (27. Davies) - Kane (85. Choupo-Moting); Trainer: Tuchel
Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen)
Tore: 0:1 Davies (68.), 1:1 Joselu (88.), 2:1 Joselu (90.+2)
Gelbe Karten: Camavinga -
Zuschauer: 80.000 (ausverkauft)

"Ich finde das unglaublich, ich kann das nicht verstehen, dass er da nicht durchspielen lässt, er hat auch gesagt: Entschuldigung", sagte Matthijs de Ligt nach dem dramatischen 1:2 (0:0) zur strittigen Entscheidung des Schiedsrichters in der Nachspielzeit bei DAZN. Schiedsrichter Szymon Marciniak aus Polen hatte einen Angriff der Bayern vorzeitig wegen Abseits abgepfiffen, der folgende Treffer von de Ligt zum vermeintlichen Ausgleich zählte nicht "Wir haben neunzig Minuten ein ordentliches Spiel gemacht. Sehr erwachsen, sehr kompakt. Schade, dass man das Spiel so weggibt", ergänzte er.

Die über weite Strecken viel zu zaghafte Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel unterlag ihrem Angstgegner im Rückspiel in der "Hölle" von Bernabeu mit 1:2 (0:0) und muss am 1. Juni zusehen, wie die Königlichen mit dem BVB um den begehrten Henkelpott streiten. Auch die überraschende Führung durch ein Traumtor von Joker Alphonso Davies (68.) half nicht - auch weil Neuer vor dem Ausgleich durch Joselu (88.) einen Schuss von Vinicius Junior nicht festhalten konnte. Vier Minuten später schlug der frühere Hannoveraner erneut zu. Das Bernabeu bebte.

Tuchel hatte es geahnt: "Real stirbt nie"

Im 28. "Clasico de Campeones" verpassten die Bayern zum achten Mal nacheinander einen Sieg über Real, der nach dem 2:2 im Hinspiel den Finaleinzug ohne Verlängerung und Elfmeterschießen garantiert hätte. Madrid mit dem diesmal wirkungslosen Toni Kroos und Abwehrchef Antonio Rüdiger fordert zum dritten Mal nach Frankfurt 1960 (7:3) und Leverkusen 2002 (2:1) ein deutsches Team im Endspiel der Königsklasse. Rüdiger gab die Vorlage zum Siegtor.

"Das sind die Momente und Tage, von denen man träumt", sagte Tuchel vor dem Anpfiff bei DAZN - ähnlich, wie er es seiner Mannschaft schon am Vorabend eingebläut hatte. Doch während die Bayern zu viel träumten, schien Madrid an seine Final-Chance zu glauben. "Real stirbt nie", heißt es ja.

Die Münchner fanden in der Kabine ein zweites Zuhause wieder, unter dem Motto "Wir kämpfen in Schwarz für alle in Rot" war die Umkleide in ihren Farben gestaltet. Im Inneren des Fußball-Tempels jedoch wurden die Bayern, darunter die Ex-Bosse Oliver Kahn (mit Bierchen) und Hasan Salihamidžić (im Trikot), unter dem geschlossenen Dach von einer hitzigen Atmosphäre empfangen. Die Hoffnung von Sportvorstand Max Eberl, "das Ding hier" mit Mut und Courage "zur Ruhe" zu bringen, erfüllte sich nicht.

Gnabry muss früh verletzt vom Platz

Real spielte wie von Trainerfuchs Carlo Ancelotti gefordert "mit Köpfchen" und viel Tempo. Tuchels mutige Formation ohne Routinier Thomas Müller und Leon Goretzka hatte Mühe dagegenzuhalten. Bei den wenigen frühen Nadelstichen rettete Kroos vor Leroy Sané (5.) oder fand Serge Gnabry Sturmspitze Harry Kane nicht (8.). Nach einem Einwurf verhinderten nur Neuer und der Pfosten gegen Hinspiel-Doppelpacker Vinicius Junior und Rodrygo das 1:0 (13.). Tuchel ruderte mit den Armen: "Aufwachen!"

In der 27. Minute war Tuchels Plan, mit "Aggressivität" über die Flügel zu kommen, endgültig passe. Gnabry musste verletzt runter, Davies kam. Ein Schuss von Kane (28.) verfehlte knapp das Tor, doch die Bayern machten sich das Leben weiter selbst schwer mit unnötigen Abspielfehlern.

Tuchel schimpfte und haderte. Auch, weil aus seiner Mittelfeldzentrale mit Konrad Laimer und Aleksandar Pavlovic keinerlei Kreativität entsprang und Zauberfuß Jamal Musiala in der Luft hing. Die Pause half zunächst, doch bald war Real wieder am Drücker. Der trickreiche Vinicius machte mit Joshua Kimmich, was er wollte. Neuer vereitelte reihenweise beste Gelegenheiten - bis zum Gegenstoß von Davies, der per Schlenzer traf.

Der vermeintliche Ausgleich von Madrid durch ein Eigentor von Davies (71.) wurde wegen eines vorangegangenen Fouls von Nacho an Kimmich nicht anerkannt. Doch in einer hektischen Schlussphase traf Real die Bayern eiskalt ins Herz.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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