Von der Kapitänin zur Flottenchefin: Diese Frau macht Hapag-Lloyd fit für die Zukunft

Silke Lehmköster (36) auf der „Berlin Express“, dem Flaggschiff der Hapag-Lloyd-Flotte

Silke Lehmköster (36) auf der „Berlin Express“, dem Flaggschiff der Hapag-Lloyd-Flotte

Foto: Sybill Schneider

Ahoi, volle Frauen-Power voraus! Silke Lehmköster (36) ist seit April die Flottenchefin der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd.

In der Seefahrt liegt der Frauenanteil nur bei knapp über fünf Prozent. Kein Hindernis für Lehmköster. Die gebürtige Salzburgerin wollte schon als Kind zur See fahren. Ihr Vater, ein österreichischer Diplomat, wunderte sich über den Wunsch: Niemand sonst in der Familie hatte einen Job auf dem Wasser. Wie kam seine Tochter darauf? Ganz einfach: Die kleine Silke war fasziniert vom Wimmelbild eines Schiffs. Und ging ihren Weg!

Lehmköster: „Meine Eltern waren skeptisch gegenüber meinem Wunsch, zur See zu fahren und so bin ich mit 16 für eine Überfahrt auf einem Containerschiff testweise mitgefahren. Ich wurde mit offenen Armen empfangen. Diese Offenheit hat mich nachdrücklich beeindruckt. Da wurde mir klar, das möchte ich machen. Meine Eltern haben mich seitdem immer unterstützt.“

BILD traf Silke Lehmköster zum Interview über das Arbeiten in einer männerdominierten Branche und ihre größte Aufgabe bei Hapag-Lloyd.

Von der Auszubildenden zur Flottenchefin – mit ganz viel Selbstbewusstsein

Silke Lehmkösters Karriere startet 2005 als Auszubildende zur See bei Hapag-Lloyd. Von 2012 bis 2018 war sie Erster Nautischer Offizier, 2018 übernahm sie dann selbst das Steuerrad als Kapitänin. Wie hat sie sich in einer Welt durchgesetzt, in der knapp 95 Prozent Männer arbeiten?

„Selbstbewusstsein an erster Stelle“, erklärt Lehmköster. „Man sollte sich nicht verstecken. Und dann durch Wissen. Ich weiß, was ich mache und wie ich meine Ziele umsetzen kann. Das wiederum kann ich gut kommunizieren. Dann ist es egal, ob man Mann oder Frau ist“, erklärt die ehemalige Kapitänin der „Chicago Express“. Steine habe man ihr aufgrund ihres Geschlechts nie in den Weg gelegt.

Trotz ihrer Leidenschaft fürs Wasser: Schon früh in ihrer Karriere wusste Lehmköster, dass sie nicht bis zur Rente zur See fahren wollte. Im Jahr 2020 der Wechsel. „Da habe ich das Angebot bekommen, die Leitung der Abteilung Personal See bei Hapag-Lloyd zu übernehmen. Das hat für mich perfekt gepasst. Ich dachte mir, dafür gebe ich die Seefahrt auf, auch wenn das Herz geblutet hat“, erzählt sie.

Silke Lehmköster (l.) auf der Brücke der „Berlin Express“ mit Kapitän des Schiffes Alexander Meier (46)

Silke Lehmköster (l.) auf der Brücke der „Berlin Express“ mit Kapitän des Schiffes Alexander Meier (46)

Foto: Sybill Schneider

Silke Lehmköster macht Schiffe fit für die Zukunft

Mit dem neuen Amt als Flottenchefin fällt Lehmköster jetzt die schwierige Aufgabe zu, Hapag-Lloyd mit einer Flotte von über 260 Schiffen bis 2045 klimaneutral zu machen.

„Anhand von vier Säulen wollen wir unser Ziel Net-Zero erreichen“, erklärt sie. „Erstens: Neubauten. Grundsätzlich gilt, je größer ein Schiff ist, desto effizienter ist ein Schiff. Dann optimieren wir unser Netzwerk. Umso langsamer wir fahren, desto mehr Sprit können wir einsparen.“ Lehmköster weiter: „Unsere alten Schiffe bauen wir um, um sie effizienter zu machen. Die vierte Säule sind alternative Kraftstoffe, da gucken wir uns alles an über LNG, Methanol oder Ammoniak.“

Die 36-Jährige stellt klar: „Wir haben eine Verantwortung gegenüber der jetzigen und der zukünftigen Generation. Das nehmen wir sehr ernst!“

Entspannter als auf See ist ihr neuer Job keines Falls. Das Privatleben habe sich früher besser planen lassen, erzählt Lehmköster. Drei Monate zur See, drei Monate Urlaub. An Land falle immer noch etwas an, wirklich Schluss sei da nie.

Lehmköster am Bug der „Berlin Express“, ein Deckrundgang ist knapp einen Kilometer lang

Lehmköster am Bug der „Berlin Express“, ein Deckrundgang ist knapp einen Kilometer lang

Foto: Sybill Schneider

Volle Kraft voraus!

Einen Wechsel zurück auf See kann sich Lehmköster nicht vorstellen. Die Umstellung sei zu groß, sagt sie. Man müsse so viel „neu“ lernen. Zwar fehlten ihr „das Gefühl der Freiheit an Bord und die Naturverbundenheit“, aber auf ihrer Agenda stehe jetzt eben die wichtige Aufnahme der Bestandsaufnahme der Flotte.

Und dann heißt es: Leinen Los Richtung Wandel!

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