Reifeprüfung ohne Wert?: Lehrer beklagen Flut von Einser-Abitur
Hannover - Entsprechen die vielen grandiosen Noten beim Abitur auch wirklich der Leistung?
DAS bezweifeln die Gymnasiallehrer in Niedersachsen. Denn aus Sicht der Pädagogen geht es mit dem Niveau der Abitur-Prüfungen bergab.
„Der Wert der Allgemeinen Hochschulreife befindet sich im Sinkflug. Da müssen wir bundesweit gegensteuern“, forderte der Vorsitzende des Philologenverbands (PHVN), Christoph Rabbow.
Die Abiturjahrgänge in Niedersachsen würden scheinbar immer besser. Eine Inflation der Zeugnisse mit einer Eins vor dem Komma führe aber zu einer Verzerrung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit.
„Leistung muss sich lohnen“
„Unsere niedersächsischen Schülerinnen und Schüler haben nach 13 Schuljahren eine faire Leistungsbewertung verdient. Da nur diese bei der Wahl von Ausbildung und Studium eine verlässliche Bewertungsgrundlage bieten kann. Leistung muss sich lohnen“, sagte Rabbow.
Tatsächlich hatte im Schuljahr 2022/23 fast jeder dritte Abiturient im Land (29 Prozent) einen Notenschnitt von 2,0 oder besser.
Zehn Jahre zuvor lag der Anteil mit 19 Prozent noch deutlich niedriger. Und auch der Gesamtnotenschnitt aller Abiturienten hat sich verbessert: von 2,56 im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 2,43 im vergangenen Jahr. Das zeigen Daten des Kultusministeriums.
Gleichzeitig fielen zuletzt jedoch weiterhin 5,4 Prozent der Prüflinge durch. Die Quote der Schüler, die die Abitur-Prüfungen nicht bestanden, war damit genauso hoch wie im Jahr 2019 vor Ausbruch der Pandemie.
Dagegen sieht das Ministerium sieht den Trend zum besseren Abi-Notenschnitt auch nicht als ein Problem. Vielmehr sei dieser ein „Beleg einer stetig steigenden Qualität und Chancengleichheit bei der schulischen Förderung junger Menschen“.